Kunst in Viersen 38 Mini-Galerien bei der Viersen Open Art

Viersen · Jubiläum für das Kunstprojekt in Viersen. Bereits im zehnten Jahr lockte die Freiluftausstellung die Gäste an. Was diesmal geboten wurde.

Im Bürgerpavillon boten Viersener eigene Arbeiten zugunsten der AWA an.

Foto: Sigrid Blomen-Radermacher

Mit 38 Mini-Galerien in weißen Pavillons auf kleinstem Raum lockte die Viersen Open Art am Sonntag die Gäste an. Bilder, Fotografien, Grafiken und Objekte von Kreativen und Künstlern aus Viersen und der Region waren zu sehen. Nicht nur die Techniken zeigten sich vielfältig, auch die breite Palette der Themen wie Comicfiguren, Lost Places, abstrakte Farbmalerei, Landschafts- oder Tierdarstellungen und viele mehr sprachen die Gäste an.

Ein Espresso hatte die Mönchengladbacher Kunsttherapeutin und Malerin, Claudia Fehrenbach, dazu angeregt, ihn nicht nur als Getränk, sondern als Malmaterial zu lieben. Kleine humorvolle Zeichnungen aus Kaffee entstanden. Margot Grote aus Dinslaken war zum ersten Mal bei der Open Art dabei. Ihre überwiegend gegenstandslosen Bilder laden zur freien Assoziation ein. Die Tochter des Viersener Künstlers Georg Ettl, Renate Ettl, bot Objekte ihres Vaters an. Ein reiches Angebot an Büchern hatten Marlene und Norbert Lennartz mitgebracht.

Wer einmal bei der Entstehung eines Bildes live dabei sein mochte, hatte gleich zweimal die Gelegenheit dazu: Die Sprayerin Anne Lilly aus Düsseldorf entwickelte am Sonntagvormittag einen „Prachtreiher“, während die junge Malerin Clara Luisa Weiß hoch konzentriert mit Pinsel und Farbe vor ihrer Leinwand saß.

Vor zehn Jahren präsentierte sich die Open Art erstmals im Lyzeumsgarten. Ein Projekt, das – mit Unterbrechung durch die Corona-Pandemie – Beständigkeit beweist. Uwe Peters aus dem Organisationsteam dankte Michael Willemse von der Volksbank für die finanzielle Hilfe und Bürgermeisterin Sabine Anemüller, für die langjährige Unterstützung seitens der Stadt bei allen praktischen Dingen, die die Realisierung der Open Art mit sich bringt.

Das Team habe mit seiner Idee vor zehn Jahren „Leben in die Bude“ der Südstadt gebracht, sage sich Anemüller. Die Open Art habe sich immer weiter entwickelt und mit dem Bürgerpavillon, in dem Viersener Bürgerinnen und Bürger zugunsten der Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika e.V. AWA ihre Bilder anbieten und der Einbeziehung junger Kreativer neue „Acts“ erdacht.

Nach sieben Schirmherren hatte nun die Frankfurter Malerin mit Viersener Wurzeln, Irene Hardjanegara, das Amt der Schirmfrau übernommen. Mit eindringlichen Worten schilderte sie ihre Haltung zur Kunst, die für sie immer auch eine Haltung zum Leben ist. Die eigene Wahrheit, so Hardjanegara, sei nur eine von vielen: „Wir müssen durchlässiger werden für die der anderen.“ Ihr Appell an die Besucherinnen und Besucher der Open Art 2024: „Wir bedingen einander. Nehmen Sie jeden Beitrag der Künstlerinnen und Künstler als eine Einladung für ein Miteinander“, denn nach jedem geführten Gespräch mit dem anderen seien wir nicht mehr dieselben.

Irene Hardjanegaras überzeugender künstlerischer Beitrag zur Open Art bestand aus einem großformatigen Bild, das sie eigens für die Freiluftausstellung erstellt hatte. Es erstreckte sich vom Dach ihres Pavillons weit über den Boden. Streifen ziehen sich über die Leinwand, die in einem Pinselzug so weit gezogen werden, bis die Tusche aufgebraucht ist. Dann setzt Hardjanegara neu an. Kein Streifen berührt den anderen, dennoch bilden sie eine Art Zusammenhalt. Kunst sei, so Hardjanegara, die Sprache, in der sie am präzisesten ausdrücken könne, was sie sagen wolle. Für sie ist das Bild ein Symbol von Gesellschaft: „Es geht um Zusammenhalt und Beziehung, um Klarheit und Komplexität. Die Streifen sind wie eine Gemeinschaft, in der für jeden Platz genug ist.“

Die bereits erwähnte Clara Luise Weiß ist mehrfache Bundessiegerin des Wettbewerbs „jugendcreativ“ für Schülerinnen und Schüler. Der Künstler Emil Schult, früherer Schirmherr von Viersen Open Art, hat die 18-jährige Viersenerin unter seine künstlerischen Fittiche genommen. „Sie hat eine Sonderbegabung“, sagt er. Im Austausch miteinander entstehen Gemälde wie die der Papageien, die Weiß auf Leinwand, Schult hinter Glas malt. „Ich werde sie fördern“, versprach Emil Schult.