Kreis Viersen: Demenzassistenten - Begleiter im Alltag
Lehrgang: Bei der Volkshochschule kann man sich zum Demenzassistenten ausbilden lassen. Eine anspruchsvolle Aufgabe.
Kreis Viersen. Die 86-Jährige, nennen wir sie Dorothea B., greift zitternd nach der Tasse, die vor ihr auf dem Tisch steht. Doch anstatt den lauwarmen Tee zu trinken, gießt sie den Inhalt neben sich auf den Boden. Dabei fährt sie mit der Hand hin und her, als würde sie Blumenbeete bewässern - so, wie sie es jahrzehntelang in ihrem Gärtchen getan hat.
Mit diesem Beispiel will Erich Schützendorf, Fachbereichsleiter an der Kreisvolkshochschule und Altersforscher, verdeutlichen, welche Aufgaben auf "Demenzassistenten" bei ihrem Einsatz in Pflegeheimen warten (siehe nfo-Kasten). Die VHS bietet im Auftrag der Gesellschaft zur Förderung der Beschäftigung (GFB) entsprechende Lehrgänge an. Gerade haben 16 Teilnehmer, überwiegend weiblich und älter als 50 Jahre, ihr Abschlusszertifikat erhalten.
Zwar würden im Lehrgang auch die "Grundbegriffe der klassischen Pflege" durchgenommen, aber: "Das Allerwichtigste ist, durch ruhiges Beobachten zu wissen, was dem betreuten Menschen im Moment gut tut", erklärt Schützendorf. Es gelte der Grundsatz "Lieber reagieren, als agieren".
Konkret: Im fiktiven Fall Dorothea B. sollte die Frau ihre Tasse "zum Blumengießen" behalten dürfen. "Man braucht ja nicht so viel Flüssigkeit hinein zu geben, um die Sauerei etwas zu beschränken", sagt der Experte. Fürs Trinken könne dann ein anderes Gefäß angeboten werden.
Ein weiterer Punkt in der Alltagsbegleitung sei die Beschäftigung mit der Biographie: Wie hat der Mensch früher gelebt? Was sind mögliche Dinge, an die er sich erinnern könnte? Worüber redet er gerne? Und wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist, gibt es laut Schützendorf die Möglichkeit des Körperkontakts, etwa in Form einer Massage der Hände.
Wer als Demenzassistent arbeiten wolle, sollte eine gewisse Gelassenheit mitbringen, über eine gehörige Portion Humor verfügen und "fünfe auch mal gerade sein lassen", wie Erich Schützendorf sagt. "Wichtig ist auch die Selbstpflege: Man muss schon immer wieder dafür sorgen, dass man selbst Kraft bekommt."