Kreis Viersen Mais und Gras haben großen Durst

Kreis Viersen. · Die Gerste ist die Gewinnerin des Sommers und längst geerntet. Mais und Gras fehlt der Regen.

Landwirt Andreas Wolfers aus Nettetal im Maisfeld.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Von wegen „Der April macht, was er will“. Auf den Sommer ist auch kein Verlass. 2017 verregnete die Ernte, 2018 kam die Hitzewelle. In diesem Jahr ist das Wetter selbst innerhalb des Kreisgebietes so unterschiedlich, dass Kreislandwirt Paul-Christian Küskens keine pauschale Bilanz ziehen kann. „Es regnet auf einem Streifen von 500 bis 1000 Meter. Dort kommt Starkregen herunter, und einige Meter weiter bleibt es trocken. So extrem punktuell habe ich das Wetter noch nicht erlebt“, sagt Küskens.

Die Gewinner der bisherigen Wetterkapriolen sind die Anbauer von Gerste. „Vor der großen Hitzewelle hatte die Gerste ihr Wachstum schon abgeschlossen. Normalerweise wird Mitte Juli geerntet, in diesem Jahr wurde sie Mitte Juni eingefahren“, erklärt Küskens.

Beim Weizen, der jetzt eingefahren wird, hängt die gute oder schlechtere Ernte von der Bodenbeschaffenheit ab. Ein guter Boden hat mehr Wasserhaltevermögen. „Im Weizenfeld kann man sehr gut sehen, wo sich Kieslöcher befinden, die wenig Wasser halten“, sagt der Kreislandwirt.

Im Kartoffel- und Gemüseanbau ist im wahrsten Sinne des Wortes alles im grünen Bereich. Das liege aber daran, dass die Landwirte ihre Felder fast rund um die Uhr beregnen.

Zu den Verlierern des Sommers gehören im Kreis Viersen vor allem die Futterbaubetreibe, die Mais- und Gras anbauen. „Beim Mais und Gras sieht es wirklich schlimm aus“, sagt Küskens. Aber auch das hängt sehr vom Standort ab. Bei Landwirt Andreas Wolfers aus Nettetal zum Beispiel hat der Mais bisher genug Wasser bekommen. „Wir haben zwei Mal beregnet, aber dann hat es zusätzlich noch zwei Mal ordentlich geregnet. Deshalb geht es bei uns. In Dülken zum Beispiel sieht das schon wieder ganz anders aus“, sagt Wolfers.

Dem Grasanbau fehlt fast durchgängig der Regen

Der Mais brauche Wärme und Wasser. „Dann geht der richtig ab“, sagt Wolfers. Auf einem Feld sei ein Hydrant kaputt gewesen. Dort sei Wasser in die Erde gesickert. „Die Maispflanzen um den kaputten Hydranten sind sehr viel größer als die übrigen Pflanzen“, sagt Wolfers.

Dem Grasanbau unterdessen fehlt fast durchgängig der Regen. „Normalerweise wären wir da schon beim vierten Schnitt seit April. Stattdessen haben wir gerade mal zwei Schnitte gemacht“, erklärt Wolfers, der Futter für seine 200 Milchkühe anbaut.

Viele Landwirte sind inzwischen dazu übergegangen, Flächen für ihren Anbau zu tauschen, um so die Böden nachhaltig zu kultivieren und eine Fruchtfolge zu schaffen. „Wir achten darauf, dass jedes Jahr eine andere Frucht angebaut wird“, sagt Küskens, der ebenfalls Futter für seine 60 Kühe anbaut. Bei Landwirt Wolfers beispielsweise wandern die Kartoffeln: „Ich tausche mit einem Nachbarn.“

Der Endverbraucher wird die Probleme der Landwirte kaum zu spüren bekommen, meint der Kreislandwirt: „Wir sind dem Weltmarkt angeschlossen. Da spielen regionale Wetterkapriolen keine Rolle. Vielleicht werden die Kartoffeln mal ein bisschen teurer.“

Wolfers fährt gerade seine Kartoffelernte ein. Seine Felder musste er regelmäßig beregnen. „Die Kosten, um die gleichen Erträge zu erzielen, steigen. Das ist ein großes Problem“, sagt Wolfers.

Ob sich eine Beregnung lohnt, hängt nach Meinung der Landwirtschaftskammer NRW vor allem von der Ackernutzung ab. „Biologisch lohnt es natürlich immer, aber wirtschaftlich ist es bei Kartoffeln und Gemüse. Da lohnt sich die Beregnung“, sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer. Kartoffeln würden nicht am Weltmarkt gehandelt, da gäbe es Preisanpassungen. Bei Gras, Mais und Getreide sei die Beregnung nicht wirtschaftlich. „Statt Gras zu bewässern, kann man besser Futter zukaufen. Das ist billiger“,
sagt Rüb.