Viersen Irmgardisoktav nicht auf den Höhen
Süchteln. · Die Gefahr, dass beim Gottesdienst auf den Süchtelner Höhen tote Äste auf die Gläubigen fallen, ist zu groß, meint die Kirchengemeinde.
So ziemlich jeder Süchtelner hat wohl schon mal einen Gottesdienst vor der Irmgardiskapelle auf dem Heiligenberg miterlebt. Kita-Kinder, Schüler, jüngere und ältere Erwachsene – sie alle ziehen Jahr für Jahr im September während der rund einwöchigen Irmgardisoktav über die Waldwege auf den Süchtelner Höhen bis zu der kleinen weiß gestrichenen Andachtsstätte. Nur wenn es mal stark regnet oder stürmt, wird ein Gottesdienst in die Kirche St. Clemens verlegt. In diesem Jahr ist alles anders. Es wird keine Gottesdienste auf dem Heiligenberg, dessen Eigentümer die katholische Gemeinde St. Clemens ist, geben. Pfarrer Michael Schlößer erklärt: „Wir haben uns mit dem Stadtförster beraten und sind auf den Heiligenberg gegangen. Danach sind der Kirchenvorstand und der Rat der Gemeinschaft der Gemeinden zu dem Ergebnis gekommen, dass wir in diesem Jahr leider nicht die Verkehrssicherungspflicht erfüllen können.“ Wegen der Dürre sei die Gefahr, dass Äste abbrechen und Gläubige verletzten, einfach zu groß.
Schon im 15. Jahrhundert sind der Legende nach Gläubige auf den Heiligenberg gepilgert, um Irmgardis zu Ehren. Die Irmgardiskapelle wurde dort 1664 gebaut. Um das Leben der Grafentochter ranken sich viele Geschichten, verlässliche Aufzeichnungen gibt es kaum. Irmgardis soll um 1025 auf Schloss Aspel geboren worden sein, irgendwann den weltlichen Gütern entsagt und sich alleine auf die Süchtelner Höhen zurückgezogen haben. Sie starb am 4. September 1085 – fällt der nicht gerade auf einen Sonntag, beginnt deshalb am ersten Sonntag danach traditionell die Irmgardisoktav mit Gottesdiensten auf dem Heiligenberg. Das sei so seit mehreren Jahrhunderten, erzählt Pfarrer Schlößer. „Soweit ich weiß, ist es jetzt das erste Mal, dass dort gar keine Gottesdienste stattfinden.“
Ein Teil der geplanten Gottesdienste wird in die Kirche St. Clemens verlegt. Da Sommerferien sind, konnte Schlößer noch nicht klären, ob auch die Süchtelner Schulen dort ihre Gottesdienste abhalten möchten. „Die Entscheidung überlassen wir ihnen“, sagt der Pfarrer.
Pro Jahr seien insgesamt 4000 bis 5000 Besucher aus Süchteln und von außerhalb auf dem Heiligenberg, „allein 500 bis 600 bei der Schlussoktav“, sagt Schlößer. „Für viele ist das jedes Jahr wie eine Wiedersehensfeier.“ Frauengemeinschaften treffen sich dort zum Beispiel zum Gottesdienst, es gibt einen Seniorennachmittag, die Kindersegnung. „Ich gehe davon aus, dass sich die Besucherzahl diesmal deutlich reduzieren wird, weil natürlich dieses Gemeinschaftserlebnis an der Kapelle fehlt“, sagt Schlößer. „Das ist traurig und schade. Aber es geht leider nicht anders.“