Niederrhein: Ein kleines Theater wächst

Schauspiel: Das Niederrheintheater von Verena Bill und Michael Koenen ist oft auf Tour.

Brüggen. Viele Theater stehen vor massiven finanziellen Problemen. Schließungen, weil das Geld nicht mehr reicht und die Kommunen nicht mehr zuschießen, sind an der Tagesordnung. Dem gegenüber steht ein kleines, aber feines Theater, das eine ganz andere Entwicklung nimmt - das Niederrheintheater mit Sitz in Brüggen. Im Sommer gab es die ersten "Schlossfestspiele".

Die Bilanz: "Wir hatten bei jeder Aufführung mehr Zuschauer als erwartet, teilweise sogar doppelt so viele", sagt Verena Bill (40), die das Niederrheintheater gemeinsam mit Michael Koenen (47) 2007 gegründet hat. Im Dezember 2007 ist das kleine Tour-Theater erstmals unterwegs gewesen. Und dann ging alles schneller und besser als erwartet. "Eigentlich hatten wir angedacht, dass wir erstmal drei Jahre nur unterwegs sind, bevor wir an eine feste Spielstätte denken können", erzählt Verena Bill. Die kam dann aber schon im Januar 2010 - mit Schloss Dilborn.

Auf dieser Bühne war das Theater schon häufig zu Gast gewesen, Brüggen ist ein Stück Heimat. Zum Auftakt der Schlossfestspiele hatte es im Frühsommer eine viel beachtete Tschechow-Aufführung im Innenhof der Burg Brüggen gegeben. Für 150 Besucher hatten Helfer des Theaters Stühle aufgestellt - am Ende kamen 300 Menschen.

Auch das Jugend-Theaterprojekt im Rahmen der Schlossfestspiele fand viel Beachtung. Jungen und Mädchen im Alter zwischen 14und 20 hatten sich darum beworben, an dem 14-tägigen Workshop teilzunehmen. Zur Finanzierung hatten Bill und Koenen Projektpaten geworben, die dafür sorgten, dass die Jugendlichen keine Kosten hatten.

Was ist das Geheimnis des Erfolges? Für Verena Bill gibt es eine einfache Erklärung: "Es ist die perfekte Konstellation, es gibt keinen Wasserkopf, sondern in der Hauptsache uns beide." Sie ist Dramaturgin, Autorin, Schauspielerin, führt Regie.

Weitere Schauspieler arbeiten als freie Mitarbeiter. "Wir sind selbstständig und unabhängig, haben sehr kurze Entscheidungsprozesse und können uns schnell anpassen", erklärt die Theater-Gründerin. Schnell anpassen heißt im ein oder anderen Fall auch: Kurzfristig eine Tournee anzunehmen, weil ein anderes Tour-Theater gerade pleite gemacht hat.

Ein wichtiger Faktor für Verena Bill sind auch die Menschen, die sie ehrenamtlich unterstützen. "Ohne die würde es nicht funktionieren", sagt sie. "Die setzen sich an die Kasse, helfen beim Aufbau - und das alles nur, weil sie sagen: Das, was ihr macht, müssen wir nach vorne bringen."

Dennoch bleibt genug Arbeit für sie und Koenen übrig: "Manchmal machen wir die Arbeit von 15 Leuten." Man müsse enthusiastisch sein, "aber man sieht ja schon, dass es sich lohnt". Natürlich träumt auch Verena Bill von einer großen Inszenierung mit vielen Schauspielern. Das Niederrheintheater hat ohne Zweifel noch Entwicklungspotenzial.

Aber die Verantwortlichen betonen auch: "Wir sind schon stark gewachsen", sagt Michael Koenen und verweist auf das kommende Jahr: Für 2011 sind bereits 13 Vorstellungen auf der Heimatbühne geplant, mindestens 120Aufführungen soll es außerhalb Brüggens geben, der weiteste Spielort liegt mittlerweile im Sauerland. Koenen: "Und wir wollen noch weiter wachsen."