Schmuck für die Gräber
In wenigen Tagen ist Allerseelen. Die Gestecke dafür haben sich im Laufe der Zeit verändert.
Niederrhein. Einige Städte warnen bereits wieder davor, dass im Augenblick verstärkt Langfinger auf dem Friedhof ihr Unwesen treiben. Es geht auf den Totengedenktag Allerseelen zu. Dieser ist am 2. November. Die Menschen bringen die Gräber ihrer Lieben in Ordnung, bepflanzen sie neu und legen in den meisten Fällen auch Gestecke darauf. Diese Masse von frischen Blumen und Gebinden zieht so viele Diebe an, dass auf verschiedenen Friedhöfen die Ordnungsdienste verstärkt Streife gehen und die Stadtsprecher die Bürger bitten, auch selbst darauf zu achten, was um sie herum geschieht, und verdächtige Beobachtungen dem Ordnungsamt zu melden.
Auch Grabgestecke sind einer Mode unterworfen. Über Jahrzehnte dominierten getrocknete exotische Blüten- und Fruchtstände die Gebinde. Sie wurden auf Tannengrün, vornehmlich Nobilis-Tanne, drapiert. An Farben schlichen sich außer diesem Braun bestenfalls einmal gedeckte Orangetöne ein. Seit einiger Zeit ändert sich hier - wie in der kompletten Grabgestaltung - einiges, wenngleich behutsam. Die Tanne als Grundsubstanz ist auf dem Rückmarsch. Stattdessen nimmt man Kränze oder Kreuze aus Reben - oder sogar Metallkörbe, die an Stangen aufgesteckt werden.
Darin leuchten auch rosafarbene Alpen- und violette Hornveilchen. "In diesem Jahr sind Rosa- und Grautöne für die Gestaltung der Grabgebinde sehr gefragt, teilweise werden sogar silberne Kugeln mit eingearbeitet", sagt Floristin Marita Lynders in Niederkrüchten. Sie arbeitet teilweise kleine Steine mit der eingravierten Aufschrift "Du fehlst mir" oder Engelsfiguren mit ein. Schon im Frühjahr mache sie sich Gedanken darüber, wie es zu den Gedenktagen auf den Gräbern aussehen soll.
Auf der Internationalen Pflanzenmesse in Essen gibt es einen eigenen Bereich zur Grabgestaltung, und auch die Landesgartenschau präsentierte dazu eine eigene Abteilung. Grabgestecke werden - nicht nur bei der Beerdigung, sondern auch an den Gedenktagen - immer persönlicher. "Wenn jemand zum Andenken kleine Tontöpfe eingearbeitet haben möchte, weil der Verstorbene gerne töpferte, wird das natürlich auch umgesetzt."
Die Floristin findet diesen recht neuen Weg der Gestaltung positiv. "Denn es geht ja schließlich um einen Menschen, der uns etwas bedeutet hat", sagt sie. "Da sollte es kein beliebiges Gesteck sein, denn kein Mensch ist beliebig."
Die Städte und Gemeinden am Niederrhein stehen dem neuen Trend aufgeschlossen gegenüber. Keine Friedhofsordnung verbietet moderne Gestecke. Generelle Aussage aus Krefeld, Willich, Tönisvorst und Mönchengladbach: Was auf den Gräbern liegt, darf nicht in die Wege auf andere Gräber überstehen, und es darf nicht gefährlich sein. Gräber müssen so gestaltet sein, dass sie dem würdigen Gesamtcharakter eines Friedhofs entsprechen. An Beschwerden oder Verstöße gegen diese Paragraphen kann sich niemand erinnern. Und das, obwohl nicht nur von den Friedhofsbesuchern darüber gewacht wird.
In Tönisvorst sieht ein Friedhofsunternehmer nach dem Rechten. "Wenn ihm etwas auffiele, das nun wirklich absolut nicht passt, dann müssten wir uns das ansehen und im Einzelfall entscheiden, ob es bleiben darf", sagt Sabine Dicker, Amtsleiterin für Stadtentwicklung.