Corona in Viersen Picnic testet Sonntagslieferungen

Viersen. · Der Online-Supermarkt hat durch die Corona-Krise viele Neukunden. Sonntags sollen bestimmte Gruppen bevorzugt werden.

 Picnic-Mitgründer Frederic Knaudt im Hauptlager in Viersen.

Picnic-Mitgründer Frederic Knaudt im Hauptlager in Viersen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Als Deutschlands erster Online-Supermarkt startet Picnic an diesem Wochenende mit der Lebensmittellieferung am Sonntag – und zwar probeweise zunächst in Viersen. Das Unternehmen, das in 30 Städten in Nordrhein-Westfalen vertreten ist und sein Hauptlager auf dem früheren Kaiser’s-Gelände an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße in Viersen hat, möchte den zusätzlichen Liefertag dazu nutzen, mehr Haushalte beliefern zu können.

Um vor allem Ärzte und Pflegekräfte unterstützen zu können, wird ihnen an dem zusätzlichen Liefertag Priorität über eine „Special Care Liste“ eingeräumt. „Wir wollen den Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind, ein kleines bisschen Last im Alltag abnehmen“, sagt Frederic Knaudt. Der Mitgründer von Picnic steht in einer roten Picnic-Jacke im Viersener Hauptlager, räumt selbst mit ein. Die Corona-Krise habe starke Auswirkungen auf das Geschäft des Online-Supermarktes, berichtet er.

„Unsere Neuanmeldungen haben sich mehr als verdoppelt“, so der 34-Jährige. Gut 2000 Neuanmeldungen verzeichnet Picnic derzeit – pro Tag. „Aber auch das Einkaufsverhalten hat sich geändert“, erklärt Knaudt. „Die Warenkörbe der Kunden werden deutlich größer, es wird schlicht mehr gekauft.“ Vor der Corona-Krise habe der Online-Supermarkt pro Tag rund 500 Kilogramm Gemüsekonserven ausgeliefert. „Jetzt liegen wir bei zweieinhalb Tonnen“, sagt Knaudt.

Auf die zahlreichen Neukunden und das geänderte Einkaufsverhalten reagiert Picnic mit einer Ausweitung seiner Kapazitäten. „Wir stellen neue Mitarbeiter ein. In Viersen sind es aktuell jede Woche 25.“ Insgesamt beschäftige der Online-Supermarkt derzeit rund 400 Mitarbeiter in Viersen, sagt Knaudt. Und: In Herne eröffnete Picnic jetzt ein neues Kühllager auf 15 000 Quadratmetern Fläche. „In den vergangenen Wochen haben wir 125 Mitarbeiter jeden Tag mit Bussen von Herne nach Viersen gebracht, um sie hier zu schulen.“ Auch in Herne werden derzeit 25 Mitarbeiter pro Woche neu eingestellt.

Trotzdem kommt der Online-Supermarkt derzeit bei den Bestellungen kaum hinterher. Kunden berichten von einem deutlich längeren Zeitfenster für Bestellungen als üblich. Das sei mit ein Grund für die geplante Sonntagsauslieferung, erklärt Knaudt: „Die Sonntagslieferung bringt uns 15 Prozent mehr Kapazität.“ In Viersen seien am 5. April rund 200 Auslieferungen geplant. Knaudt: „Wir müssen das erst testen. Das ist ja auch für uns etwas komplett neues.“

Picnic hat in Viersen alle Pflegedienste angeschrieben

Und noch etwas habe sich seit der Corona-Pandemie im Geschäftsbetrieb geändert, berichtet der Picnic-Mitgründer. „Wir bekommen deutlich mehr positive Rückmeldungen von unseren Kunden. Sie mailen uns, dass wir eine tolle Dienstleistung anbieten, wir erhalten Briefe, Kinder haben sogar etwas gebastelt“, sagt Knaudt. „Das spornt natürlich an.“

Damit tatsächlich Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen am Sonntag vorrangig beliefert werden, hat der Lieferdienst auf seiner Internetseite einen neuen Formular-Bereich eingerichtet. „Dort können die Pflegekräfte und Ärzte einen Nachweis hochladen, dann schalten wir sie ruckzuck fürs Lieferzeitfenster am Sonntag frei“, sagt Knaudt. Um für die Sonntagslieferung zu werben, habe das Unternehmen in Viersen alle Pflegedienste angeschrieben und sie auf die Möglichkeit der Belieferung am Sonntag ­hingewiesen.

Und wie ist Picnic selbst vom Coronavirus betroffen? „Wir haben einige Maßnahmen ergriffen“, berichtet Knaudt. „Unsere Fahrer desinfizieren die Fahrzeuge, und wir haben die Zustellung geändert – die Ware wird nicht mehr persönlich in die Hand gegeben, sondern vor die Tür gestellt.“ Vor Dienstantritt werde bei jedem Mitarbeiter Fieber gemessen. Knaudt: „Von unseren mehr als 1000 Mitarbeitern haben wir bislang noch keinen Fall.“