Paketzusteller im Weihnachtsstress

Bis zu 90 Boten sind für den DHL-Standort Viersen in den Tagen vor Weihnachten unterwegs. Sascha Vossen ist einer von ihnen.

Viersen/Mönchengladbach. Sein Transporter ist gepackt, der Motor läuft. Noch ein schneller Gruß an die Kollegen und schon macht sich Sascha Vossen auf den Weg, um die Menschen in Mönchengladbach-Hardt glücklich zu machen. Er ist der Mann, der die Weihnachtspäckchen bringt. Auch wenn er keinen roten Mantel trägt, keinen weißen langen Bart hat und sein Transportmittel definitiv nicht fliegen kann. Doch genau einen fliegenden Schlitten würde sich Vossen in der Vorweihnachtszeit manchmal wünschen, Denn der 38-Jährige ist Paketzusteller der DHL in Viersen. Ohne ihn würden in vielen Haushalten an Heiligabend unterm Weihnachtsbaum Geschenke fehlen.

Der Internet-Handel boomt — gerade in der Vorweihnachtszeit. Die Sendungsmenge von DHL hat sich seit Anfang Dezember mehr als verdoppelt. Werden sonst im Jahr bundesweit rund 3,6 Millionen Pakete ausgeliefert, sind es nun mehr als sieben Millionen Päckchen — und zwar täglich. „Vor Heiligabend werden wir sicher wieder die acht Millionen-Marke knacken“, sagt Karl-Heinz Hinkes, Leiter der Viersener Zustellbasis.

Auch im Paketzentrum Dülken-Mackenstein herrscht Hochkonjunktur. Jeden Morgen um 8.30 Uhr verlassen 70 Transportwagen die DHL-Zustellbasis am Gewerbering. In der Vorweihnachtszeit sind sie im Schnitt mit 250 Paketen beladen. Um die enorme Auftragsmenge überhaupt bewältigen zu können, hat Hinkes sein Team von 65 auf nun 90 Paketzusteller aufgestockt.

Sascha Vossen gehört zur Stammmannschaft. Seit neun Jahren fährt er für DHL. Und er macht es gerne: „Mir macht die Arbeit einfach Spaß. Der Kontakt zu den Menschen, die tägliche Bewegung, die frische Luft — ich brauche das“, sagt der 38-jährige. Weihnachtsstress? Zeitdruck? Bei Vossen ist davon nichts zu spüren. Stattdessen steigt er gut gelaunt ins Auto.

Sascha Vossen, Paketzusteller

Der Morgen beginnt gut. Haus eins: „Schön Sie zu sehen“ flötet die Dame dem Paketzusteller bereits an der Eingangstür entgegen. Haus zwei: Der Herr, „der sonst nie da ist“, nimmt heute sogar persönlich die Sendung an. Haus drei: Straßenzustellung. Beim Plausch mit den Nachbarn wechselt das Paket gleich am Bordstein den Besitzer. Und auch im Schmuckwarengeschäft, ein paar Meter weiter, wird Vossen bereits freudig erwartet. „Läuft doch gut“, bemerkt er.

Mehrere Dinge, so erklärt er, sind für einen guten Paketzusteller wichtig: Dazu gehören das kluge Packen des Wagens und die durchdachte Planung der Route, um möglichst effizient zu arbeiten. Vossen kennt alle Straßen, alle Öffnungszeiten der Geschäfte und viele Gewohnheiten seiner Stammkunden. Ebenso unverzichtbar für einen Paketboten ist Freundlichkeit. Ein höfliches „Guten Morgen“ etwa ist für Sascha Vossen selbstverständlich. „Ich finde es ganz wichtig, freundlich zu Kunden zu sein“, sagt er.

Täglich ist er etwa zehn bis 15 Kilometer zu Fuß unterwegs. Dazu kommen die Pakete — bis zu 31,5 Kilogramm darf ein Paket maximal wiegen. Bei Hundefutterlieferungen sind die schnell erreicht. Für solche schweren Fälle steht in jedem Zustellerfahrzeug ein Rollwagen bereit. Bei einer Lieferung in den dritten Stock ohne Aufzug hilft der aber auch nicht. „Deshalb ist die Arbeit auf dem Land deutlich entspannter“, sagt Vossen. Ein paar Jahre lang war er in Düsseldorf unterwegs. Dort müsse man oft in den sechsten oder siebten Stock hoch.

Eine „perfekte Tour“ soll es aber auch im Kreis Viersen nicht werden. „Wir kommen nun an das erste Haus, in dem niemand öffnen wird“, sagt Vossen schon beim Parken voraus. Er kennt die Anzeichen: keine Auto vor der Garage, kein Licht im Haus, alles ruhig. Und tatsächlich: Vossen klingelt einmal, zweimal, nichts bewegt sich. „So schnell gebe ich aber nicht auf“, sagt er lachend. Er versucht es beim Nachbarn. Wieder kein Glück; dann eben noch ein Haus weiter. Ebenfalls leer. „Jetzt müssen wir überlegen, wie viele Häuser wir noch ablaufen, um das Paket abzugeben“, erklärt Vossen. Denn selbst, wenn er sich grundsätzlich darum bemüht, alle Sendungen abzuliefern — das gebiete ihm einfach der Ehrgeiz, wie Vossen sagt. Alle Nachbarn abklappern, das kann er aus Zeitgründen nicht.

Dann bleibt nur die Benachrichtigung im Briefkasten. „Aber da vorne steht ein Auto vor der Garage, da versuche ich es noch kurz“, sagt der Paketzusteller und läuft zur Haustür. Vossen klingelt. Die Tür geht auf. Glück gehabt.