Irmgardisstift: Anemüller will Klarheit
Vertreter der Caritas werden sich in Kürze in einer nicht-öffentlicher Sitzung Fragen der Politik stellen müssen.
Süchteln. Bürgermeisterin Sabine Anemüller verliert die Geduld und fordert Aufklärung. „Wir als Stadt haben noch verschiedene Fragen, die der Caritasverband zur Räumung des Irmgardisstifts beantworten soll.“ Deshalb werden Geschäftsführer Peter Babinetz und Ingeborg Odenthal, erste Vorsitzende des Caritasverbands für die Region Kempen-Viersen, in die nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses eingeladen. Dort sollen sie sich in nichtöffentlicher Sitzung den Fragen von Verwaltung und Politikern stellen. „Wir hätten uns eine andere Art der Kommunikation gewünscht — sowohl für die Politiker als auch für die Bürger“, erklärte Anemüller. Auch die Stadtverwaltung sei Ende September vor die vollendete Tatsache gestellt worden, dass der Caritasverband das denkmalgeschützte Altenheim räumen ließ und 45 Senioren kurzfristig umziehen mussten.
Für Viersens Verwaltungschefin sind bei dem Thema zwei Aspekte relevant — ein Seniorenheim für Süchteln und Sicherheit für die Stadt als Geldgeberin: „Wir wünschen uns eine Einrichtung für alte Menschen in Süchteln.“ Dabei müsse die Caritas die Frage beantworten, inwieweit dies in Zukunft möglich sei. Auch die Stadt selbst ist Geldgeberin für das Irmgardisstift. Die Höhe des finanziellen Engagements über eine Million Euro wollte Anemüller zwar nicht bestätigen. Aber: „Wir möchten natürlich wissen, was mit dem städtischen Geld passiert.“ Deshalb — so die Ratsentscheidung — sollen Babinetz und Odenthal die Bilanzen der Caritas offenlegen.
Auf Initiative der SPD und ihres Ratsherrn Jörg Dyckmanns hatte Technische Beigeordnete Beatrice Kamper in der Sitzung 14 Fragen zur Räumung des denkmalgeschützten Altenheims beantwortet.
Befragt nach Überprüfungen des Objekts durch die Feuerwehr Viersen nannte Kamper zwei Termine: „Die letzten Prüfungen durch den vorbeugenden Brandschutz fanden am 17. März 2010 im Rahmen einer Brandschau und am 27. Januar 2011 zur erneuten Brandschau statt.“ Dabei habe die Feuerwehr zwar Mängel festgestellt, aber: „Diese Mängel hätten eine sofortige Räumung des Stifts aus Sicht der Feuerwehr nicht erforderlich gemacht.“ Die Stadt habe auch keine ordnungsrechtliche Verfügung erlassen, wonach das Gebäude sofort hätte geräumt werden müssen. Zudem betonte Kamper im Gespräch mit der Redaktion, dass eine Baugenehmigung für die Sanierung des Altbaus vorgelegen hätte. Damit wären alle Brandschutzmängel beseitigt worden.
In der folgenden Diskussion zeigte sich Ratsherr Olaf Fander („Für Vie“) verwundert über das Auftauchen von Brandschutzmängeln. „Die Caritas hat sich von dem ersten Architekt getrennt, der zweite Architekt hat die Brandschutzdecken geöffnet und dann plötzlich Brandschutzmängel festgestellt“, sagte er.
Peter Babinetz hatte bei einer Pressekonferenz am 9. Dezember erneut betont, dass man das Gebäude geräumt habe, um die Senioren und die Mitarbeiter nicht zu gefährden. Erst während der begonnenen Sanierung seien die bereits vermuteten Mängel sichtbar geworden — und dies in einem noch größeren Ausmaß als angenommen.
Dieser Einschätzung von Brandschutzmängeln steht die von Wolfgang Jansen gegenüber, von 1992 bis 1994 bauleitender Architekt beim Umbau des Stifts. Er hat ein Gegengutachten vorgelegt, wonach die Räumung des Denkmals nicht erforderlich gewesen wäre. Das Problem der Caritas: Bei dem neuen Anbau mit Wohnungen und Pflegeplätzen sowie der Sanierung des Stifts stiegen die Kosten um rund 5,4 Millionen Euro — eine Lücke, die der Verband allein nicht schließen kann.
Deshalb hat er die bereits begonnene Sanierung abgebrochen und sucht nun einen Käufer für das Objekt. Ein Makler wird — so Verbandssprecher Georg Balsen — „vor Weihnachten beauftragt“.