Politiker, Experten und Bürger nähern sich dem Thema Islam

Auf Einladung der Seniorenunion wurde im Kreishaus diskutiert.

Foto: Busch

Viersen. Geplant hatten die Seniorenunion im Kreis Viersen und der Bezirksvereinigung Niederrhein die Veranstaltung im August vergangenen Jahres. Da ahnten die Christdemokraten noch nicht, welche traurige Aktualität das Thema durch den Anschlag auf das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ in Paris und durch die Pegida-Bewegung haben würde.

„Der Islam — Anspruch und Wirklichkeit“ hieß der Titel der Veranstaltung, mit der die Seniorenunion Vorbehalte gegen den Islam abbauen und der Islamophobie entgegentreten wollte. „Es gibt mehr Gemeinsames als Trennendes“, mahnte der Kreisvorsitzende Reinhard Maly zu Beginn — und traf auf Zweifel im Auditorium.

Die CDU-Landtagsabgeordnete Serap Güler setzte mit ihrer Aussage erste Akzente. Die 34-Jährige, die in der CDU als Frau mit Perspektive gilt, stellte im Bezug auf die Terroranschläge klar: „Ich halte nichts von dem Satz, dass das nichts mit dem Islam zu tun hat“ — beriefen sich die Täter nun mal auf eben jenen. „Es gibt keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung“, so Güler, die sich als gläubige Muslimin bezeichnete.

Islam-Expertin Patricia Jessen versuchte es dennoch mit Erklärungsversuchen. Befindlichkeiten spielten eine große Rolle, so Jessen. Das hätte Anlass zu einer Debatte sein können. Die aber wollte nicht so recht aufkeimen. Anmoderiert vom Christdemokraten Bennett Gielen drohten sich die CDU-Frauen Güler und Cemile Giousouf („Der Bund hat seine Hausaufgaben gemacht“) in ihrer Schelte an der rot-grünen Landesregierung gegenseitig abzunicken. Eine Meinungsverschiedenheit war nicht zu erkennen.

Als sich die Veranstaltung dann für die rund 80 Gäste — aus dem Kreis Viersen, aber auch aus Mönchengladbach und Krefeld — öffnete, wurde die Diskussion weitaus lebhafter. Der ein oder andere Redner aus dem Publikum sprach die Ängste und Sorgen der Bürger sehr direkt an: „Wir können nicht 400 Jahre auf eine Aufklärung in der arabischen Welt warten.“ Zuweilen wurde auch mit erhobenem Zeigefinger gewettert: „Die Politiker sind unqualifiziert.“

Kerim Isik, Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Union Willich, meldete sich mit einer kontroversen These zu Wort. Er forderte, den Religionsunterricht in der Schule zum Pflichtfach zu erklären, um den Islam vor Missbrauch zu schützen.

Zum Schluss formulierten Güler, Jessen und Giousouf die Bitte, sich an diesem Abend ein Beispiel zu nehmen und weiterhin den Dialog zu suchen.