Schere und Bagger verwandeln sieben Etagen in Schutthaufen
Das ehemalige Personalwohnheim II auf dem Gelände der LVR-Klinik Süchteln wird abgerissen, danach der Schutt abgetragen.
Viersen. In die zehn Meter breite und 15 Tonnen schwere schwarze Masse am Boden kommt Bewegung. Der 200-Tonnen-Autokran zieht die fünf Zentimeter dicke Gummimatte langsam aber sicher in die Höhe. Schließlich hängt das 15 Meter lange Ungetüm, gehalten vom Kran, dicht vor dem Mauerwerk des Personalwohnheims II auf dem Gelände der LVR-Klinik Süchteln. „Die Matte verhindert ein unkontrolliertes Wegbrechen von Bauteilen“, sagt Dieter Paul, Bauleiter von Prangenberg & Zaum, der die Aktion intensiv überwacht. Die Matte ist in diesem Falle besonders wichtig, denn direkt an das ehemalige Schwesternwohnheim ist die Kantine der Klinik angeschlossen und die soll — im Gegensatz zu dem siebenstöckigen Gebäude, in dem einst ein Teil des Klinikpersonals wohnte, — nicht abgerissen werden. „Zusätzlich haben wir das Dach der Kantine mit drei Lagen Strohballen geschützt, damit dort wirklich nichts passieren kann“, so Paul.
Nichtsdestotrotz ist der gesamte Kantinenbereich gesperrt. Darin möchte auch niemand sein, wenn unmittelbar neben ihm ein Gebäudekoloss abgerissen wird. Wo einst gewohnt wurde, gähnen leere Fensteraussparungen. Der Blick fällt auf ein offenes Gebäude, dem bereits der gesamte vordere Bereich fehlt. Eine Wand in den oberen Etagen sticht durch ein buntes Graffitibild ins Auge. Gelbe Kachel zeigen, wo einst die Badezimmer waren. Kabelstrippen hängen aus aufgebrochenem Mauerwerk heraus.
Der 65 Tonnen schwere Longfrontbagger schiebt seine Abbruchschere in die Höhe. „Er hat eine Reichweite von bis zu 27 Meter“, erklärt Paul. Die Schere mit gewaltigen Ausmaßen knabbert einstige Decken und Wände an. Beton und Steine brechen zusammen. Trotz der Wasserberieslung staubt es immer wieder ein wenig auf.
Ein zweiter Bagger — ein 30-Tonner — ist ebenso im Einsatz. Sein langer Arm bewegt sich in den unteren Bereichen, wo er Schutt weiter zerkleinert, der dann später per Baggerschaufel in die bereitstehenden Container geladen wird. Insgesamt gilt es, 7000 Kubikmeter umbauten Raum zu eliminieren. „Mit dem eigentlichen Abbruch haben wir vor zwei Tagen begonnen“, berichtet Paul.
Die vorbereitenden Arbeiten haben aber schon lange vorher angefangen. Mitte Oktober fiel der Startschuss für den Abbruch. Zunächst mussten die Verbindungsgänge im Keller abgetragen werden, denn das Personalwohnheim war unterirdisch mit der Kantine verbunden. Es galt Baustraßen anzulegen, da das Gelände für die schweren Fahrzeuge, die benötigt werden, zu weich war. Dazu kam die Fällung von zwei Bäumen, die genau im Einzugsbereich standen, und die Sicherung der weiteren Bäume.
Was zudem erledigt werden musste: das separate fachgerechte Entfernen und Entsorgen einiger Asbestzementplatten und künstlicher Mineralfaserdämmungen. Zudem nahm P&Z die vorgesetzte Klinkerfassade an der Seite zur Kantine vorab ab. Damit sollte das Wegspringen der Klinker beim Abbruch verhindert werden. „Unsere Entkernungsgruppe für das Gebäude war bis zu zwölf Mann stark. Den aktuellen Abbruch meistern dagegen sechs Mitarbeiter“, sagt der Bauleiter.
Bis zum heutigen Dienstag soll das Personalwohnheim „erdgleich abgebrochen“ sein. Ziel ist, bis zum 30. Dezember fertig zu sein, inklusive des Abfahrens der Schuttberge. Danach verfüllt das Unternehmen den Keller mit 600 bis 700 Kubikmeter Kies, bringt Mutterboden auf und legt vorläufig eine Wiese an. „Bislang liegen wir gut im Zeitplan. Alles läuft reibungslos“, sagt Paul zufrieden. Er hofft natürlich, dass dies auch so bleibt.