Sexualstraftäter flüchtet aus LVR-Klinik

Am Samstag um 20.30 Uhr flieht Karl B. (57), ein verurteilter Sexualstraftäter, durch den Garten der Klinik. Eine Großfahndung bleibt erfolglos, doch dann stellt er sich.

Viersen. Erleichterung bei vielen Menschen nicht nur in Süchteln: Der am Samstag geflohene Sexualstraftäter Karl B. (57) ist wieder in der LVR-Klinik in Viersen-Süchteln. Gestern Nachmittag um 14 Uhr hatte er selbst aus einer Telefonzelle in Nettetal-Lobberich bei der Polizei angerufen und die Beamten gebeten, ihn dort abzuholen. „Wir haben ihn mit einem Streifenwagen abgeholt und anschließend kurz verhört. Die Anhörung war nach drei Minuten beendet“, so ein Mitarbeiter der Kreispolizeibehörde in Viersen.

Zu den Motiven seiner Flucht habe der Mann geschwiegen. Anschließend wurde er wieder in die Abteilung „Forensische Psychiatrie“ der LVR-Klinik-Süchteln zurückgebracht; er habe sich nach Angaben der Polizei unauffällig verhalten und sei unverletzt gewesen. Rund 18 Stunden war Karl B. in Freiheit gewesen. Eine Großfahndung der Polizei, bei der auch Spürhunde und ein Hubschrauber den Park rund um die Klinik und die Umgebung abgesucht hatten, war am Samstag erfolglos verlaufen.

In der Forensischen Psychiatrie wurden noch weitere Gespräche mit dem Mann geführt, erklärte Karin Knöbelspies vom LVR-Fachbereich Kommunikation. Noch sei vollkommen unklar, warum der 57-Jährige am Samstagabend geflohen sei. „Mitpatienten haben beobachtet, wie er durch den Garten lief und sich noch gewundert, dass er keinen Pullover dabei hatte“, so Knöbelspies gegenüber unserer Redaktion. Zudem habe er sich in den vergangenen 24 Jahren „vollkommen unauffällig“ verhalten.

Dieser Ausbruch werde indes eine „genaue Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen“ nach sich ziehen. Heute werden sich Fachbereichsleiter in der Süchtelner Klinik treffen und den Ort in Augenschein nehmen, von dem aus der verurteilte Sexualstraftäter fliehen konnte. Auch die Auflagen für den Mann stehen laut Knöbelspies nach seinem erfolgreichen Ausbruch erneut zur Disposition. Der 57-Jährige war zwei Mal, einmal im Jahr 1991 und einmal 1998, wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden, wie die Kreispolizei Viersen und die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach mitgeteilt hatten. Er lebte seit dem Jahr 1991 in der Forensischen Psychiatrie in der Süchtelner LVR-Klinik und sei aufgrund seines bisher unauffälligen Verhaltens „nicht unter den höchsten Sicherheitsauflagen“ untergebracht gewesen, so die LVR-Sprecherin.

Innerhalb der Abteilung verbleiben jetzt auch weitere Fragen rund um den untergebrachten Mann: Die Polizei hatte sich bei ihrer Fahndung auch auf die möglichen Kontakte des 57-Jährigen in den Kreis Mettmann und in den Rhein-Kreis Neuss konzentriert. Was er in Nettetal-Lobberich wollte und wo er sich während seiner rund 18-stündigen Flucht aufgehalten hat, dazu konnten gestern weder die Polizei noch die Sprecherin der LVR Angaben machen. „Wo er war und was er dort gemacht hat, wissen wir noch nicht“, sagte Karin Knöbelspies.

Der jetzige Ausbruch eines Straftäters hat bereits in den sozialen Netzwerken wie etwa Facebook die Diskussion um die Sicherheit in der Einrichtung angefacht. Auf Nachfrage erklärte Knöbelspies, das „sich in diesem Jahr noch niemand“ unerlaubt aus der Klinik entfernt habe. Zuletzt sei im vergangenen Jahr ein Mann nach dem Ausgang nicht mehr in die Süchtelner Einrichtung zurückgekehrt. Er habe aber wenig später von der Polizei festgenommen werden können.

Karin Knöbelspies betont, dass die Flucht des Mannes sofort aufgefallen sei und dass umgehend die Polizei informiert worden sei: „Im Vorfeld hat es keine Hinweise auf Flucht gegeben.“ Dies sei sein erster Ausbruchsversuch gewesen.