Ein Rückblick auf elf Jahre Amtszeit
Günter Thönnessen wird als Bürgermeister verabschiedet. Heute Abend erhält er den Ehrenring der Stadt.
Viersen. Wirklich still wird es ab morgen nicht um ihn werden. Auch wenn Günter Thönnessen heute Abend den Ehrenring der Stadt erhält und mit geladenen Gästen in den Ruhestand hineinfeiert, wird man ihn bald wieder hämmern hören. „Steine kloppen“ wird das Bildhauer-Hobby des Bürgermeisters liebevoll genannt. Seit 2011 greift Günter Thönnessen gern zu Hammer und Meißel.
Aus Steinen Skulpturen formen. Das ist zur Leidenschaft geworden. Wer seine elfjährige Amtszeit als Bürgermeister betrachtet, ahnt, dass dieses Hobby kein Zufall ist. Thönnessen hat auch der Stadt Form gegeben. Stadtentwicklung war „sein Ding“: die Umgestaltung der Südstadt, der Erschließungsring, die neuen Vorplätze für die Festhalle und den Bahnhof, die Entwicklung des Dülkener Ortskerns.
Dem Bürgermeister-Amt hat er Format verliehen. Als Bürgermeister ohne Mehrheit im Rat ist er 2004 angetreten. Über seine Amtszeit sagt er: „Ich habe versucht, Dinge anzustoßen. Ich habe mich massiv eingemischt, und ich habe hoffentlich gezeigt, dass sich das konservative Viersen auch mit einem SPD-Bürgermeister gut entwickelt.“
Wenn man ihn fragt, was er bewegt hat, sagt der Noch-Bürgermeister: „Die Stadtplanung, die Wirtschaftsförderung, das Handlungskonzept Wohnen. Wenn man die Ansiedlungszahlen von früher betrachtet . . . da hat sich viel getan.“ Seiner Nachfolgerin Sabine Anemüller (SPD) hinterlasse er einen guten, sicheren Kulturstandort. Ihm persönlich seien Jugendprojekte wichtig gewesen: „Young Life“ mit Bandwettbewerb und Disco, die BMX-Anlage am Hohen Busch, das Beach-Volleyball- und das Basketball-Feld.
Seine Schwäche: „Ich lobe zu selten“, sagt Thönnessen selbstkritisch. „Ich hätte mehr delegieren und weniger selbst machen sollen.“
Wie kraftraubend sein „Traumjob“ als Bürgermeister war, musste „Thönne“ 2011 feststellen: Mit Burn-out-Diagnose ging er für zwei Monate in eine Klinik. „Es war für mich erschreckend zu sehen, wie wir in unserer Gesellschaft die Leistungsträger verbrennen und das einfach so hinnehmen.“ Seit seiner Krankheit ist er „grundsätzlicher geworden“. „Ich nehme nicht mehr jede Kleinigkeit so wichtig“, sagt der scheidende Bürgermeister.
Seiner Nachfolgerin wünscht er „ein dickes Fell und dass sie sich ihre offene, sympathische Art im Alltagsstress erhält“. Thönnessen weiß, wovon er spricht. Zwei Erfahrungen gibt er Sabine Anemüller mit auf den Weg geben: „Nicht jeder Freund ist ein Freund. Und: Nicht alles, was juristisch korrekt ist, ist auch gut.“
Günter Thönnessen wäre aber nicht Günter Thönnessen, wenn er nicht für den ersten Tag nach seiner elfjährigen Amtszeit schon Pläne hätte. „Ich ziehe um, ich habe ab morgen eine neue ebenerdige Werkstatt“, sagt der Noch-Bürgermeister. Und bald wird man ihn „Steine kloppen“ hören.