Verdi-Warnstreik in Viersen Warnstreik: „Es brodelt bei uns“

Viersen · Starke Einschränkungen beim Busverkehr, Terminausfälle im Service-Center, Kindergartenkinder in Notgruppen – der Warnstreik am Dienstag betraf viele Viersener. Die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst gaben sich kämpferisch.

Rund 150 Teilnehmer des Warnstreiks fanden sich zu einer Kundgebung auf dem Rathausmarkt in Viersen zusammen. RP-Foto: Röse

Foto: Martin Röse

Ein Warnstreik im öffentlichen Dienst hat am Dienstag für etliche Einschränkungen in Viersen gesorgt. Bereits am frühen Morgen fielen zahlreiche Busse aus, weil Mitarbeiter der NEW mobil und aktiv sich an dem Warnstreik beteiligten. Überschaubar blieben die Auswirkungen des Warnstreiks bei den Kindertagesstätten: Vier der Kitas in städtischer Trägerschaft wurden bestreikt. „In drei Kindertagesstätten wurden Notgruppen gebildet, eine konnte ihren Betrieb trotz des Warnstreiks komplett aufrechterhalten“, so ein Stadtsprecher.

Im Servicecenter der Stadt mussten viele Termine kurzfristig abgesagt werden, weil ein Großteil der Schalter nicht besetzt war. Die Stadt hatte die Betroffenen per E-Mail am Dienstagmorgen informiert. Auch die von der NEW betriebenen Schwimmbäder — das Stadtbad Viersen und das Bad Ransberg — wurden bestreikt.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte zum Warnstreik aufgerufen, um ihren Forderungen nach einer Tariferhöhung von 10,5 Prozent für die Beschäftigten in Kommunen und Bund Nachdruck zu verleihen. Am Mittwoch und Donnnerstag steht die nächste Verhandlungsrunde an. Die Arbeitgeber hatten bislang kein Angebot vorgelegt. Für niedrigere Entgeltstufen fordert die Gewerkschaft eine Erhöhung um mindestens 500 Euro. Die Arbeitgeber lehnen insbesondere die Einmalzahlung ab. „Die Umsetzung der Gewerkschaftsforderungen in dieser Form ist schlicht nicht leistbar“, sagte Karin Welge, die die Gespräche für die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) führt.

Neben Beschäftigten von NEW und der Viersener Stadtverwaltung beteiligen sich auch Mitarbeiter der Kreisverwaltung am Warnstreik, ebenso Personal des Niersverbandes und der LVR-Klinik Viersen in Süchteln.

Um 10 Uhr versammelten sich rund 150 Warnstreikende zu einer Kundgebung vor dem Stadthaus. Frowin Jaspers, Gewerkschaftssekretär von Verdi Linker Niederhein, nannte es auf dem Rathausmarkt „eine Unverschämtheit“, dass die Arbeitgeber bislang kein Angebot vorgelegt haben – und erhielt dafür Beifall. „Eklig“ sei eine Bemerkung der Arbeitgeber-Verhandlungsführerin gewesen, die er im Radio gehört habe: dass Menschen mit niedrigem Einkommen doch Wohngeld beantragen könnten.

Dagmar Wienen, stellvertretende Personalratsvorsitzende der Stadt Viersen, wies auf die starke Belastung der Beschäftigten hin, weil ihnen eine Flut anspruchsvoller neuer Bundesgesetze immer mehr Zusatzaufgaben beschere. „Wir lassen uns da nicht mit einem schlechten Ergebnis abspeisen. Es brodelt bei uns. Wir brodeln!“

Die Stadtverwaltung hatte im Vorfeld Eltern der Kinder, die in Kindertageseinrichtungen oder im Offenen Ganztag betreut werden, über die Schulen und Kita-Leitungen über mögliche Auswirkungen informiert. Wer wegen des Warnstreiks seinen Termin im Servicecenter nicht wahrnehmen konnte, soll schnell Ersatz erhalten.