Süchteln: Der Charme der alten Gassen
Einen Ausflug in die Geschichte Süchtelns machten die Teilnehmer einer Stadtwanderung des Heimatvereins.
Viersen. Vor 890 Jahren gab es die erste Erwähnung: „Villa Suphtele im Mülgau“. Später galt Süchteln als die „Stadt im Grünen“ und ist heute ein Stadtteil von Viersen, der sich seinen besonderen Charme und Charakter erhalten hat. Was Süchteln früher ausmachte, und wie es heute aussieht, erfuhren die Teilnehmer einer Stadtwanderung mit den Viersener Heimatfreunden.
Fred Pollmanns und Jutta Pitzen führten die rund 50 Teilnehmer durch die Altstadt und die Fußgängerzone. Den Ausgangspunkt bildete dabei der Weberbrunnen, der auf die frühere Bedeutung der Textilindustrie verweist. „Süchteln hat etwas zu bieten, tragen sie dazu bei, dass die Denkmäler erhalten bleiben“, forderte Pollmanns die Teilnehmer auf.
Der Schluff brachte die Eisenbahn nach Süchteln, und der Nordkanal hätte aus Süchteln eine Hafenstadt machen können. Doch einen Bahnanschluss gibt’s nicht mehr, auf der Schlufftrasse sind Fahrräder unterwegs. Und eine Hafenstraße gibt es zwar, doch der Nordkanal wurde nie verwirklicht.
Drei Stadttore hatte Süchteln, und statt einer Mauer gab es Wälle. Durch die Tore fuhr später die Straßenbahn. Sie verband Süchtelns Stadtgarten mit Viersen und Mönchengladbach und fuhr bis nach Odenkirchen.
1480 wurde die erste Kirche aus Stein gebaut. Entlang der Nord-Südachse, der heutigen Hochstraße, gibt es noch heute viele Hofeinfahrten. Die gehen zurück auf die Landwirtschaft, denn die Bauern lebten früher im Innenstadtbereich, erläuterte Pollmanns. Im alten Jakobsgut haben die Süchtelner Heimatfreunde ihr kleines Museum eingerichtet. Über der Toreinfahrt des fast 300 Jahren alten Hauses Meyer gab es schon früher mit Mispeln erste Hinweise auf das heutige Viersener Stadtwappen.
Einen besonderen Bau stellt das 1902 errichtete Buschhüterhaus an der Hochstraße dar. Dort wurde das Fachwerk durch Keramikfliesen verschönert. Altes Fachwerk gibt es auch noch in der Klemensstraße oder beim Café Franken.
Hausnummerierungen waren vor 1800 wegen der geringen Siedlungsdichte nicht erforderlich. Haus und Hof besaßen stattdessen feste Namen. Fast alle gehörten der Pfarrkirche St. Clemens und waren abgabepflichtig.
Ein Abstecher führte auf den alten evangelischen Friedhof an der Merianstraße mit dem Mausoleum der Familie Freudenberg. Richard Freudenberg war Bürgermeister in Süchteln, seine Familie war im Textil- als auch im Sandgewerbe tätig.
Wichtig für Süchteln war auch die Papierindustrie. Vor etwa 100 Jahren wurde die Papierfabrik gegründet, deren Fassade in diesen Tagen saniert wird.
1405 hatte Süchteln die Stadtrechte verliehen bekommen. 1970 wurde es zu Viersen eingemeindet. „So habe ich Süchteln gar nicht gekannt“, freute sich eine ältere Damen nach dem zweistündigen Stadtrundgang mit dem Heimatverein.