Tag 1 nach der Schulschließung Das Coronavirus hat Schwalmtal verändert
Schwalmtal · Im Alltag von Lehrern, Eltern und Schülern ist nach der Schließung des Gymnasiums St. Wolfhelm in Schwalmtal plötzlich alles anders.
Milan Götz (10), Fünftklässler am Gymnasium St. Wolfhelm, wäre lieber zur Schule gegangen. Bis 13. März ist das Waldnieler Gymnasium voraussichtlich geschlossen, da die Mutter einer Schülerin positiv auf Corona getestet wurde. Jetzt langweilt sich Milan ein wenig, vermisst seine Freunde und müsste Englischvokabeln lernen. Seine Mutter Melanie arbeitet tageweise in einer Zahnarztpraxis; sie muss eine Betreuung für Milan organisieren. „Normalerweise kümmern sich meine Schwiegereltern um Milan. Doch mein Schwiegervater ist krank“, sagt die 42-Jährige. Ihn will sie nicht einer möglichen Ansteckung aussetzen. „Ich mache mir besonders Sorgen um die Gesundheit meiner Schwiegereltern und meiner Eltern“, sagt die Waldnielerin. Sie selbst sei nicht übermäßig besorgt, achte aber verstärkt auf Hygiene. „Nicht so entspannt wie Ferien“ fühle sich die Schulschließung an, sagt Nelly Paszeck, Schülerin aus der Q 1. Auch wenn sie selbst sich nicht vor einer Ansteckung fürchte.
Im Kreis Viersen gibt es Stand 5. März drei Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind: eine Frau aus Schwalmtal sowie ein Mann und eine Frau aus Viersen. Das Kreisgesundheitsamt hat am Mittwochnachmittag das Waldnieler Gymnasium prophylaktisch geschlossen; auch Schüler aus drei neunten Klassen der angrenzenden Janusz-Korczak-Realschule, die im Gymnasium unterrichtet wurden, sollen Zuhause bleiben. „Bei uns läuft der Betrieb normal weiter; viele Anfragen von Eltern zu Corona hatten wir am Donnerstag nicht“, sagt Ylderim Öner, der stellvertretende Realschulleiter.
Die Schließung des Gymnasiums hat Folgen für Veranstaltungen: Das dort für den 13. März geplante Schulkonzert fällt aus. Auch die Sportvereine TuRa Brüggen und JSG Brüggen haben das Training bis 15. März eingestellt, der Heimatverein Waldniel verzichtet auf die für Samstag geplante Feuerwehrgerätehaus-Führung, die Gemeinde hat das Repair-Café für Freitag abgesagt.
Thomas Martens, Schulleiter an St. Wolfhelm, arbeitet zurzeit von Zuhause aus. „Wir erhalten viele Anfragen von Eltern, können einiges auch durch Klassen- und Schulpflegschaften beantworten lassen“, sagt Martens. Eine vergleichbare Situation habe er noch nicht erlebt; nun sei viel Organisatorisches zu regeln. „Ich bin froh, dass die Vorabiturklausuren am Dienstag geschrieben wurden“, sagt der Schulleiter.
Die Abiturprüfungen, die nach den Osterferien beginnen sollen, sieht er zurzeit nicht gefährdet. Die Oberstufenschüler werden mit Unterrichtsmaterial versorgt. Ein Schüler soll als Kontakt zum Fachlehrer fungieren und das Material weiter verteilen. Was die Situation verschärfen würde: „Wenn auch bei der Schülerin das Coronavirus nachgewiesen würde“, meint Martens. Er stehe aber in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt des Kreises und der Gemeinde. Nun gelte es, Ruhe zu bewahren und die weitere Entwicklung abzuwarten.
Dies sieht auch Nina Lobmeyr, Lehrerin für Musik und Englisch an St. Wolfhelm, so. Sie hat ihren Laptop auf den Esstisch gestellt, schaut regelmäßig nach neuen E-Mails. „Wir müssen abwarten“, sagt sie.