NRW Tests sorgen für Stress an Schulen

Kreis Viersen · Viele Lehrer im Kreis Viersen hatten sich gefreut, dass sie am Montag  wieder alle Schüler in den Klassen unterrichten können. Doch eine neue Regelung des NRW-Schulministeriums sorgt nun für Verärgerung bei den Schulleitern.

Schulleiter Christian Mengen bereitet die Klassenräume auf die Rückkehr aller Schüler vor.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Thomas Martens, Schulleiter am Schwalmtaler St.-Wolfhelm-Gymnasium mit rund 750 Schülern in Schwalmtal, und sein Stellvertreter Dirk Göbels freuen sich: Am Montag kehren Schüler aller Klassen in das Gymnasium zurück. Was sie nicht freut: der noch höhere organisatorische Aufwand, der durch eine neue Regelung des NRW-Schulministeriums auf sie zukommt. „Der beaufsichtigende Lehrer muss ab Montag auch eine Bescheinigung über den Corona-Selbsttest ausstellen“, erläutert Göbels.

Inzwischen habe sich am Gymnasium für das Testen zwei Mal pro Woche eine Routine entwickelt. „Ich brauche zehn Minuten. In der Zeit, in der wir auf das Ergebnis warten, unterrichte ich schon“, sagt der stellvertretende Schulleiter. Wenn nun die Klassen wieder vollständig besetzt sind, müssen mehr Schüler beim Testen beaufsichtigt werden – das dauert. Die Rückkehr aller Schüler hat noch weitere Konsequenzen: „Wir mussten die Pläne für Klassenarbeiten, die in zwei Gruppen geschrieben werden sollten, wieder ändern“, nennt Martens ein Beispiel. Auf dem Pausenhof wurden neue Markierungen gezogen, damit die Schüler Abstände einhalten. Zudem hätten viele Eltern Fragen zu Abschlussfahrten oder Abschlussfeiern – Fragen, die die Schulleitung zurzeit nicht beantworten könne. „Das Organisatorische nimmt zurzeit überhand“, kritisieren die Pädagogen.

Christian Mengen, Schulleiter des Clara-Schumann-Gymnasiums in Viersen ist vor allem erleichtert über die Rückkehr zum Präsenzunterricht. „Grundsätzlich war der Wechselunterricht, den wir jetzt lange hatten, für uns die schlechteste Lösung“, sagt er. Dabei wurde jeweils die Hälfte der Klasse in der Schule unterrichtet, die andere Hälfte zu Hause. Nach einer Woche wurde getauscht. „Der gut funktionierende Distanzunterricht konnte auf diese Weise nicht ausgespielt werden“, sagt Mengen. „Jetzt gibt es endlich wieder den Unterricht, den wir uns wünschen.“ Ein mulmiges Gefühl bleibe dennoch zurück, so der Schulleiter. Noch seien nicht alle Lehrkräfte geimpft. Für seine Schüler freut er sich aber sehr, die Entscheidung der Landesregierung tue vielen von ihnen wahrscheinlich gut. „Wir müssen jetzt aber weiterhin sorgfältig sein, wir dürfen nicht nachlassen. Bei allem bleibt die Sorge, dass es schief gehen könnte“, so Mengen. Die Situation sei zerbrechlich. Das dürfe man nicht vergessen.

Einige Schulleiter haben sich
beim Ministerium beschwert

Auch Ursula Deggerich freut sich, dass alle Schüler wieder in den Unterricht zurückkehren können. „Vieles, was unsere Schule ausmacht, konnten wir im Distanzunterricht überhaupt nicht zum Tragen bringen“, so die Schulleiterin des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Viersen-Dülken. Die neue Regelung des Ministeriums, dass Lehrkräfte nun für die Schüler auf Wunsch Testnachweise ausstellen sollen, trübe ihre Freude gewaltig. „Das ist ein Unding. Das ist vollkommen unverständlich“, sagt Deggerich. Ihre Schule sei kein Testzentrum – doch sie würde dazu gemacht. „Allein, wie viele Kopien das für uns bedeutet. Wir haben rund 950 Schüler und 80 Lehrkräfte“, sagt die Schulleiterin. „Bei zweimal wöchentlichen Tests sind das Tausende Dokumente, die wir ausstellen müssen.“ Dazu komme der organisatorische Aufwand. Wieder einmal würden den Schulen Steine in den Weg gelegt. „Ich war wirklich guten Mutes über die Rückkehr der Schüler. Und dann kommt das Ministerium mit so etwas um die Ecke,“ sagt Ursula Deggerich.

Nicht gerade begeistert ist auch Christoph Hopp über die neue Regelung. Der Schulleiter des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums in Viersen habe bereits gegenüber dem Ministerium Unverständnis geäußert. „Dort scheint jetzt immerhin angekommen zu sein, dass es für uns eine Herausforderung und einen hohen Organisationsaufwand bedeutet, die Dokumente auszustellen. Wir sind kein Testzentrum“, so Hopp. An der Schule habe man aber nun daran gearbeitet, dass das Sekretariat über das Verwaltungsprogramm Testnachweise generieren kann. „Die müssen natürlich trotzdem erstellt, ausgedruckt und ausgegeben werden“, sagt Hopp. „Wir hoffen, dass durch die zurückgehenden Inzidenzzahlen nur wenige Schüler die Nachweise einfordern.“