Verkehrswacht: Schockfotos gegen Raser

Unfallbilder auf Plakatwänden sollen signalisieren: Runter vom Gas.

Niederrhein. Der Fahrer und seine beiden Freunde hatten noch das ganze Leben vor sich: Alle waren knapp über 20 Jahre alt, zwei befanden sich mitten im Studium, einer hatte gerade eine Ausbildung absolviert. An einem Samstagabend wollten sie gemeinsam mal wieder so richtig feiern, wie in alten Schulzeiten.

Doch es kam anders. Unter den Anfeuerungsrufen seiner Freunde trat der junge Mann am Steuer voll aufs Gas. Immer lauter wurde die Musik gedreht, immer schneller schoss der Kleinwagen über die Landstraße. Dann kam die Kurve. "Überhöhte Geschwindigkeit" lautet später die dürre Erklärung für das jähe Ende dreier Leben.

Schreckliche Geschichten wie diese können im Kopf entstehen, wenn man das Verkehrswacht-Plakat an der Landstraße 39 in Grefrath passiert: Zu sehen ist ein völlig demolierter Unfallwagen. Der große Abi-Aufkleber auf der Heckscheibe ist noch zu erkennen. "Runter vom Gas!" lautet der Slogan. "Es sind Schockbilder, die wachrütteln sollen", sagt Heinz-Dieter Bach, Verkehrssicherheitsberater bei der Kreispolizei Viersen und Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht.

Vor fast genau einem Jahr startete der damalige NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke die landesweite Plakat-Aktion. Mittlerweile stehen nach Angaben der Landesverkehrswacht an die 200 große Schilder an den Straßen. Auf Viersener Kreisgebiet etwa gibt es derzeit drei Stahl-Stellwände auf Beton-Fundamenten, fünf weitere sollen in den nächsten Wochen folgen, finanziert durch eine Sparkassen-Spende. Auch auf Krefelder Stadtgebiet sind solche Warnungen zu sehen, etwa nahe der A 57-Anschlüsse Oppum und Gartenstadt; in Mönchengladbach gibt es sie derzeit nicht.

Mehrmals im Jahr, so Bach, soll neu plakatiert werden, wechseln die Motive. Angesprochen werden sollen etwa Motorradfahrer, Gurtmuffel oder Fahren bei Dunkelheit - und Menschen, die noch nicht lange im Besitz des Führerscheins sind. "Eine große Problemgruppe sind die 18- bis 24-Jährigen", erklärt der Verkehrssicherheitsberater. "Es ist schwierig für uns, an sie ranzukommen." Die Stellwände sollen nun helfen, sie für die Gefahren am Steuer zu sensibilisieren.