Viersen: Der Kaiser's-Wegzug wirft viele Fragen auf

Die Entscheidung der Mülheimer Unternehmensgruppe beschäftigt ganz Viersen.

Viersen. Der Umzug der Kaiser’s-Hauptverwaltung von Viersen nach Mülheim macht die Viersener betroffen und betrifft die ganze Stadt. Bürgermeister Günter Thönnessen und Wirtschaftsförderer Thomas Küppers betonen, dass sie in der kommenden Woche das Gespräch mit dem Eigentümer suchen werden. "Da wird vieles zu besprechen sein. Wichtig ist mir aber, dass wir unsere guten Kontakte zu dem Unternehmen weiter pflegen", sagt Thönnessen. Fest steht: Der Umzug wirft viele Fragen auf.

Da ist das persönliche Schicksal der 450 von der "Umstrukturierung" des Konzerns betroffenen Mitarbeiter, die nicht wissen, wie sich ihre berufliche Zukunft künftig im 60 Kilometer entfernten Mülheim gestaltet. Im Gespräch mit dem Eigentümer soll unter anderem die Frage erörtert werden, wie die Viersener die tägliche Strecke bewerkstelligen sollen. Seitens der Unternehmensgruppe ist ein Shuttleservice angedacht. "Wir als Wirtschaftsförderung werden Hilfestellungen für die Mitarbeiter anbieten", sagt Thomas Küppers, Leiter des Fachbereichs Wirtschaftsförderung und Liegenschaften.

Manuel García Limia kann die Sorgen der Mitarbeiter nachvollziehen. "Ich habe zwischen 1992 und 1994 in der Zentrale meine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht", erzählt das 38-jährige SPD-Ratsmitglied. "Ich müsste demnächst nach Mülheim fahren, wenn ich noch im Unternehmen beschäftigt wäre" - das sei das erste gewesen, was er gedacht habe, als er die Nachricht vom Wegzug der Verwaltung erfuhr. Mülheim sei zwar nicht aus der Welt, aber für Mitarbeiter, die in Viersen ihr privates Umfeld hätten, werde es dennoch schwierig.

Derzeit keine konkreten Aussagen aus Mühlheim gibt es zum Thema Sponsoring vor Ort. Der für Kultur, Sport und Soziales zuständige Dezernent Paul Schrömbges hofft aber, dass "diese Grundhaltung" des Unternehmens weiter bestehen bleibt. "Kaiser’s ist ein bedeutender Sponsor in der Stadt, wir haben gemeinsam viele schöne und wirksame Projekte durchführen können", sagt Schrömbges und nennt als Beispiel den Besuchsdienst junger Familien vom Jugendamt. "Wir sind dankbar für das Geleistete und hoffen auf die Zukunft."

"Das ist bedauerlich auch für die Region: Kaiser’s verlässt den Niederrhein", sagt Wirtschaftsförderer Thomas Küppers. Er sei sehr traurig über die Entscheidung. Aber er schaut auch auf die Zukunft: "Wir müssen unsere aktive Ansiedlungspolitik fortsetzen", betont er. Die Vergangenheit habe mit der Ansiedlung großer Firmen gezeigt, dass der Standort Viersen für die Wirtschaft interessant sei.

Thönnessen möchte in dem Gespräch mit dem Eigentümer intensiv über die Zukunft der in Viersen noch verbleibenden Bereiche sprechen.

Paul Mackes, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses sagt, dass ein Thema in Politik und Verwaltung die Zukunft des "Gebäudes an exponierter Stelle" sein müsse. Dazu erklärt eine Sprecherin der Unternehmensgruppe Kaiser’s Tengelmann: "Ein Teil der Verwaltung bleibt im Gebäude, der Rest könnte vermietet werden."

Die Entscheidung, Mitarbeiter nach Mülheim zu holen, hängt wohl auch mit der leerstehenden Mülheimer Immobilie nach dem Verkauf von Plus zusammen. Die ist wohl schlechter zu vermarkten als das Viersener Hochhaus, das man etagenweise vermieten kann.

"Man wird es schon merken", antwortet Kämmerer Rolf Corsten auf die Frage, inwieweit sich der Wegzug steuerlich niederschlägt. Unmittelbar werde er sich bei den Gewerbesteuereinnahmen bemerkbar machen. Lang- und mittelfristig rechnet der Kämmerer mit weniger Einnahmen aus der Lohn- und Einkommenssteuer (kommunaler Anteil: 15 Prozent), wenn nämlich Mitarbeiter aus Viersen ihren Wohnsitz in Richtung Mülheim verlagern.