Tierrettung Niederrhein und Tierhilfsnetzwerk Europa Viersener im Einsatz für Tiere im Überflutungsgebiet
Viersen · Dennis Heidelberg und Julia Choi aus Viersen liegen Tiere am Herzen. Wie sie versuchen die Überflutungsgebiete in Spanien zu unterstützen und warum es ihnen wichtig ist nicht nur einmalig Hilfe zu senden.
Der Plan war, in Spanien ein Tierheim aufzubauen. Dann kam die Flut. Julia Choi, 2. Vorsitzende im Tierhilfsnetzwerk Europa und Dennis Heidelberg von der Tierrettung Niederrhein hatten sich einiges vorgenommen. „Julia wollte für ein halbes Jahr nach Spanien, um dort Tierschutz zu betreiben und ich hätte sie teils aus Deutschland, aber auch vor Ort unterstützt“, sagt Heidelberg. Ein Tierheim sollte entstehen.
„Als die Überschwemmungen kamen, war Julia bereits vor Ort und von heute auf morgen war das eigentliche Vorhaben zweitrangig“, sagt Heidelberg. So wurde aus dem einen Tierschutzplan kurzerhand der nächste: Heidelberg und Choi begannen Spenden zu sammeln. Die beiden Viersener organisieren nun Hilfsgüter, um die bestehenden Tierheime in der Nähe des Überflutungsgebiets zu unterstützen.
Heidelberg ist selbstständig, hat einen Baggerbetrieb und macht Pflasterarbeiten. Außerdem ist er Tierfreund und hat nebenbei vor vier Jahren die Tierrettung Niederrhein ins Leben gerufen. „Manchmal rufen mich Leute wegen einem Fundtier an oder ich unterstütze die Feuerwehr zum Beispiel, wenn eine Katze irgendwo im Baum sitzt und sie nicht so gut drankommen“, sagt er. Er habe eine Kletterausrüstung, mit der er die Tierchen wieder auf die Erde holt.
Für sein Unternehmen hat er eine Halle angemietet. „In der war Platz, den ich zur Verfügung stellen konnte“, sagt er. Ein Sammelort für die Spenden war dementsprechend schnell gefunden. „Nach nur vier Tagen mussten wir einen Aufnahmestopp machen. Es war unglaublich, wie viele Sachen hier abgeliefert wurden. Teilweise kamen Sprinter, Wohnmobile und sogar ein 7,5 Tonner voller Ware an.“ Die Beteiligung an der Hilfsorganisation sei riesig gewesen. „Wir wurden von so vielen Stellen unterstützt. Beispielsweise die Nettepfoten, die Kuschelmonster WG, Equitrans Borken der Raiffeisenmarkt, das Tierheim Aachen, Fressnapf, verschiedene Reitvereine oder -ställe und viele weitere“, sagt Heidelberg.
Seit dem 30. Oktober ist seine Halle Annahmestelle, Lagerort und schließlich Sortieranlage. Denn die Waren wurden nicht einfach auf Paletten gepackt. „Wir haben sie nach Tierarten sortiert, damit die Nutzung und Verteilung vor Ort einfacher ist“, sagt Heidelberg. Nun steht auf den Paletten in großer orangener Schrift beispielsweise „dog/Hund“. So können sie zugeordnet werden, noch bevor sie geöffnet werden. „Auch beim Sortieren der Sachen hatte ich viel Unterstützung.“
Aktuell stehen in Heidelbergs Halle 35 fertig gepackte Paletten voller Futter, Körbchen, Decken, Spielsachen, aber auch Waschmaschinen, Kühlschränken und Waschmittel. „Es ist wirklich alles dabei. Es wurden auch nicht verschreibungspflichtige Medizin und Einweghandschuhe gespendet“, sagt Heidelberg. „Dann Dinge wie Leinen, Halsbänder, Transportboxen, Schabracken und Halfter. Drei Paletten bestehen nur aus Pferdefutter.“
Die Menschen seien auch über die nicht weit entfernten Grenzen, aus den Niederlanden oder Belgien gekommen, um Spenden zu bringen. Heidelberg ist anzumerken, dass er noch immer nicht ganz glauben kann, wie viel Tierzubehör seine einstige Arbeitshalle seit einigen Wochen beherbergt.
Noch in dieser Woche sollen die Paletten abgeholt werden. „Julia hat mit einer Spedition Kontakt aufgenommen, die Obst und Gemüse nach Deutschland importiert“, sagt Heidelberg. „Sie würden sowieso leer zurückfahren. Deshalb ist es kein Problem, dass sie die Spenden kostenlos mitnehmen.“
Wichtig sei es, laut Heidelberg und auch Choi, kontinuierlich Hilfe zu leisten. „In einigen Wochen wollen wir noch mal sammeln“, sagt Heidelberg. „Am Anfang bekommen Katastrophengebiete immer massenhaft Hilfsgüter und Unterstützung, aber nach ein paar Wochen oder Monaten denkt keiner mehr daran. Das heißt aber nicht, dass sie nichts mehr benötigen.“