Kommunalpolitisches Praktikum in Viersen Jungen Menschen einen Zugang zu Politik bieten

Viersen-Dülken ·  Jugendliche für politische Themen zu begeistern, ist nicht immer einfach. Dass Politik Spaß machen kann, zeigte in dieser Woche das Speed-­Debating im Bürgerhaus Dülken.

Aksinja, Wencke, Ace, Ali-Jakub und Steven möchte mehr über Kommunalpolitik lernen.

Foto: Maren Kaster

Sie möchten mehr über Politik im Allgemeinen lernen, die Menschen hinter der Lokalpolitik in Viersen mal persönlich kennenlernen, sie möchten sich weiterbilden, wissen wie sie sich selbst einbringen können. Politikverdrossenheit bei Jugendlichen? Fehlanzeige! Ace, Wencke, Ali-Jakub, Steven und Aksinja sind fünf von vielen Jugendlichen, die am Dienstag, 29. Oktober, bis Freitag, 22. November, am Speed-Debating im Bürgerhaus Dülken teilgenommen haben.

Das Speed-Debating war die erste Veranstaltung von insgesamt fünf, bei denen Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren Kommunalpolitik unter die Lupe nehmen und politisch aktive Menschen aus Viersen kennenlernen. Sie debattieren und schlüpfen in die Rolle eines Ratsmitglieds. Das KoPra liefert Theorie, Praxis und Perspektiven für Möglichkeiten der Mitgestaltung.

Ace ist 15 Jahre alt und möchte die Lokalpolitik besser kennenlernen: „Politik hat auch immer etwas mit Jugend zu tun und ich denke, es wird Politik nur stärken, wenn wir uns engagieren.“ Auch den anderen Jugendlichen steht die Motivation ins Gesicht geschrieben. Wencke möchte herausfinden, wie Politik jetzt ist und wie sie sein kann, vielleicht sogar, was ihre Aufgabe dabei sein kann. „Ich hoffe, hier einen genaueren Blick für Politik zu bekommen“, sagt sie. „Politik allgemein ist spannend. Unser Alltag ist voll davon“, sagt Ali-Jakub (14).

Auf einem Tisch lagen „Eisbrecher-Fragen“ aus, für den Fall, dass jemand keine Idee hat, was er die Politiker fragen soll. Sie wurden allerdings kaum genutzt.

Foto: Maren Kaster

„Ich habe mich ehrlich gesagt, noch nicht so viel mit Politik befasst. Aber ich glaube, dass es jetzt Zeit dafür ist, schließlich dauert es nicht mehr so lang, bis ich wahlberechtigt bin“, sagt Steven (14). Auch die 16-jährige Aksinja fühle sich langsam bereit für mehr Verantwortung und erhoffe sich mehr über die Parteien zu erfahren.

Die Veranstaltung am Dienstag diente einem ersten Treffen zwischen Politikern und Jugend. „Wir haben alle Fraktionen, die im Stadtrat vertreten sind angefragt und wer sich zurückgemeldet hat, ist jeweils mit mehreren Vertretern hier vor Ort, um den jungen Menschen Rede und Antwort zu stehen“, sagte Eric Jürgensen, der für die Fachstelle Jugendarbeit in der Stadtverwaltung arbeitet.

Jan Winterhoff (CDU) war eines der Ratsmitglieder, die den Jugendlichen Rede und Antwort standen.

Foto: Maren Kaster

Bevor es mit dem Speed-Debating richtig losgehen konnte, stellte sich jeweils eines der Ratsmitglieder vor und benannte dabei auch Werte und Ziele der eigenen Partei, allerdings ohne dabei seine Partei zu nennen. Am Ende jeder Vorstellungsrunde sollten die Jugendlichen raten, welcher Partei die Person auf der Bühne angehört. Schüchtern war dabei niemand. Laut wurde hineingerufen – und in den meisten Fällen lagen sie auf Anhieb richtig. Vertreter der CDU, der SPD, von Bündnis 90/Die Grünen, der Linken und der FDP waren dabei.

Im folgenden Speed-Debating saß jeweils ein politischer Vertreter mit mehreren Schülerinnen und Schülern an einem Tisch und stand ihnen fünf Minuten lang Rede und Antwort. Und die Jugendlichen waren vorbereitet. Mit Tablets und Fragen bewaffnet wollten sie es ganz genau wissen. Allgemeine Fragen nach konkreten Vorhaben der jeweiligen Partei wurden besprochen. Aber auch spezifische Themenbereiche, ob Ausländerbehörde, Gesundheitspolitik, Lebensmittelversorgung, Renten und Mindestlohn wurden angesprochen. Teilweise ging man auf konkrete Beispiele ein, wie beispielsweise der Leerstand in Innenstädten und die gefällten Bäume in der Fußgängerzone in Dülken um diese befahrbar zu machen. Und was gefällt der Viersener Bürgermeisterin Sabine Anemüller eigentlich am besten an ihrem Job?

Auch die Bürgermeisterin Sabine Anemüller beantwortete die Fragen der neugierigen Teenager.

Foto: Maren Kaster

Fragte man die Jugendlichen wo und wie sie sich über Politik informieren, waren Antworten wie TikTok und Social Media im Allgemeinen eher spärlich gesät. Viel eher zählten sie Podcasts, die Tagesschau, den Politikunterricht in der Schule, Gespräche mit der Familie und sogar Übertragungen aus dem Bundestag auf.