100 Jahre Näh-Zentrum Maxen „Genäht wird immer“
Viersen · Stefan Maxen betreibt das gleichnamige Näh-Zentrum in der dritten Generation. In 100 Jahren hat sich eine Menge verändert. Im Gespräch erzählt er von Entwicklungen, neuester Technik und Trends.
Ein Display so groß wie ein gewöhnliches Tablett, eine Verbindung zum WLAN, neben dem Nähfuß eine Kamera, die Motive und Muster scannen kann. Wer sich nun fragt, was ein Nähfuß an einem Computer zu suchen hat, muss umdenken. Denn es ist genau andersrum: Der Computer ist Teil der Nähmaschine. Wie in so vielen anderen Lebensbereichen hat die Digitalisierung auch Einzug in die Nähmaschinen-Industrie gehalten.
Vor 100 Jahren sah das noch ganz anders aus. Und auch wenn Stefan Maxen, Inhaber des Näh-Zentrums Maxen in Viersen, damals noch nicht existierte, verfolgt er die Entwicklung doch schon einige Jahre.
Als Clemens Maxen, sein Großvater, 1924 auf die Idee kam, Nähmaschinen zu verkaufen, sahen die Geräte noch ganz anders aus als heute: Das Handrad an der Seite kam beispielsweise noch wesentlich deutlicher zur Geltung und während eine Maschine damals aus Metall bestand, ist das Gehäuse heute aus Kunststoff. Von einem Display oder WLAN mal ganz abgesehen. Das war aber nicht der einzige Unterschied. „Als mein Großvater begann, Nähmaschinen zu verkaufen, war es noch hauptsächlich ein Haustürgeschäft“, sagt Maxen. „Heute würde man eher Drückerkolonne sagen“, fügt er hinzu und lacht. Aber schon im Lauf der 1920-er habe sich das geändert und das erste Geschäft wurde eröffnet.
Während der Kriegszeit stand das Geschäft um die Nähmaschinen still. „Aber danach eröffneten mein Vater und Großvater gemeinsam ein Geschäft auf der Großen Bruchstraße 15“, sagt Maxen. Dort blieb das Näh-Zentrum bis 2011 ansässig. Seit 1988 ist auch Stefan Maxen Teil der Firma. „Das ehemalige Geschäft war etwas größer. Dort haben wir beispielsweise auch Stoffe, Bänder und Bordüren angeboten.“
Ab 2011 habe man sich wieder mehr auf Nähmaschinen fokussieren wollen und ist in das Ladengeschäft mit der Hausnummer 28-30 umgezogen. „Wir haben zwar auch einen Onlineshop, aber unser Schwerpunkt liegt darauf, Kunden vor Ort zu beraten“, sagt Maxen. „Denn die eine Nähmaschine für jeden gibt es nicht. Jeder hat andere Vorlieben und möchte unterschiedliche Dinge damit machen.“ Deshalb sei das Sortiment breit aufgestellt. Bei Bedarf kann man seine Nähmaschine auch zur Reparatur zu Maxen bringen.
Außerdem bietet das Nähzentrum Kurse an. „Jeder kann daran teilnehmen, egal was er oder sie machen möchte. Die Kurse stehen nicht unter einem bestimmten Motto“, sagt Maxen. „Man kann beispielsweise lernen, Taschen einzunähen oder etwas zu reparieren.“ Zwei gelernte Schneiderinnen betreuen den Kurs und leiten die Teilnehmenden an. Sie finden über mehrere Wochen mit einem Termin pro Woche statt.
Der Trend zum Nähen, der sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, ist auch Stefan Maxen und seinem Näh-Zentrum nicht entgangen. „Trotzdem begegnet mir auch immer wieder die Frage ‚Gibt’s das denn noch?’“, sagt er. Seiner Auffassung nach war das Nähen nie wirklich weg. „Genäht wird immer“, sagt er ganz klar. „Die Corona-Zeit hat dem Ganzen aber einen Schub gegeben. Im ersten Lockdown 2020 gab es nirgendwo mehr Nähmaschinen im günstigen Preissegment.“ Zum einen hätten die Menschen sich Hobbys gesucht, denen sie von zu Hause aus nachgehen konnten, zum anderen habe es gerade am Anfang der Pandemie viele Stoffmasken gegeben, die selbst genäht wurden.
Zusätzlich lässt sich mit dem Näh-Trend ganz einfach auch ein anderer Trend verbinden: „Ich finde, dass Nähmaschinen sehr nachhaltig sind. Die Maschinen selbst können auch nach langer Zeit meist noch problemlos repariert werden und sie helfen wiederum, Kleidung zu reparieren, also Ressourcen zu sparen.“
Mit einer Maschine, wie sie am Anfang beschrieben wurde, kann man sogar richtig kreativ werden, Muster scannen, aber auch eigene entwerfen und diese anschließend auf den gewünschten Stoff sticken. Dazu muss man nicht mal mehr ein Pedal treten. Stattdessen wird die Maschine über eine Start-Stopp-Taste bedient. „Ich würde sie auch eher als Kreativmaschine bezeichnen“, sagt Maxen.