Ausstellung im Archiv des Kreises Viersen Zunftbrief von 1620 wieder zurück in Dülken

Viersen-Dülken · Eine Ausstellung im Kreisarchiv verdeutlicht die Bedeutung des Schmiedehandwerks in Dülken. Der Zunftbrief ist dabei das Herzstück. Mitgewirkt hat die St-Eligius-Bruderschaft.

Die Archivare Markus Ewers, Benedikt Fiedler und Annegret Hols, Kulturdezernat Ingo Schabrich, stellvertretender Kreisarchivleiter Matthias Herm, sowie die Bruderschaftsmitglieder Lars Strafer, Hermann-Josef van Kessel und Andreas Meertz (v. l.) vor dem Glockenspiel von Franz Dommers.

Foto: Uli Rentzsch

Man schreibt das Jahr 1620, den 28. November. Werner von Ansterhaedt, Amtmann zu Brüggen, Vogteiverwalter Jacob Holter und die Bürgermeister, Schöffen und Geschworenen aus Dülken (damals noch Dulcken) kommen zusammen und besiegeln den Zunftbrief der Schmiede von Dülken – geschrieben auf Pergament. Und genau dieses Schriftstück lässt sich nun im Kreisarchiv im Rahmen einer Ausstellung betrachten.

Dieser Originalbrief galt schon als verloren, zumindest als verschollen, doch durch einen glücklichen Umstand kam der Zunftbrief wieder nach Dülken zurück. In 50 Artikeln sind die Regeln für das Schmiedehandwerk festgehalten: Arbeitszeiten, Ausbildung, Strafen bei Verstößen, finanzielle Regelungen – und: Wiedertäufer durften nicht in die Zunft aufgenommen werden.

„Jemand, der sich in der Szene auskennt, machte uns darauf aufmerksam, dass der Brief in einem Berliner Antiquariat angeboten wurde. Da haben wir natürlich zugegriffen“, sagte Matthias Herm, stellvertretender Leiter des Kreisarchivs. Der Brief müsse in privatem Besitz gewesen sein, es befänden sich schließlich keine Stempel von anderen Archiven oder Institutionen auf dem Schriftstück.

Zur Ausstellung gehören neben den textlichen Informationen auch ein Stummfilm aus den Jahren 1928 und 1929 und einige geschmiedete Schmuck- und Gebrauchstücke, darunter auch ein Türschloss für das ehemalige Kreuzherrenkloster aus dem 15. Jahrhundert, hergestellt in Dülkener Schmieden. Mitgewirkt an der Ausstellung hat die St.-Eligius-Bruderschaft Schmiedezunft in Dülken.

Einen besonderen Eindruck vom Handwerk erhält man, wenn man das ebenfalls exponierte Glockenspiel betrachtet. Von Franz Dommers ohne Schweißnaht geschmiedet, sieht man hier die unterschiedlich großen Glocken, chromatisch geordnet und auf eisernen Notenlinie platziert – spielbar natürlich. „Franz Dommers war mit Leib und Seele Schmied“, erklärte Hermann-Josef van Kessel von Bruderschaft mit leuchtenden Augen. „Das ist mehr als ein Meisterstück“, ergänzte Lars Strafer, ebenfalls von der Bruderschaft.

Die Dülkener Tradition der Zunft lebt nun schon seit fast 600 Jahren. Die Gründung geht auf das Jahr 1433 zurück. Die St.-Eligius-Bruderschaft bewahrt die Tradition bis heute. Alljährlich trifft man sich zum Zunftgelage am Todestag (1. Dezember 660) des Schutzpatrons St. Eligius. Ein besonderer Höhepunkt ist die Demonstration des Schmiedehandwerks beispielsweise beim Dülkener Kindertag. Am Stand der Bruderschaft darf nach Herzenslust mit dem Hammer auf das glühende Eisen eingeschlagen werden. „Als wir auf die Ausstellung angesprochen wurden, hatten wir zunächst an Esse, Schütte und Amboss gedacht“, sagt Andreas Meertz von der Bruderschaft. Aber man habe schnell gemerkt, dass das Kreisarchiv kein Museum, sondern eben ein Archiv sei. Aber dennoch: „Es ist eine gelungene Ausstellung, um die Bedeutung des Schmiedehandwerks zu verdeutlichen“, sagte Meertz. Und man könne damit auch zeigen: „Wir sind auch noch da.“ Die Bruderschaft zählt immerhin 27 Mitglieder.

„Der Brief markiert in etwa den Übergang von der Bruderschaft zur Zunft“, erläuterte Matthias Herm. Zunft? Der Gedanke lebt heute in etwa in den Handwerkerinnungen weiter. Zünfte gibt es nicht mehr, die Bruderschaft ist heute wieder eine Bruderschaft, die die Tradition des Schmiedehandwerks weiterhin aufrecht hält. Das Schmieden als Handwerk wird immer seltener, lebt aber in der Metall verarbeitenden Industrie weiter. „Und ist natürlich ein wichtiges Standbein unserer Wirtschaft“, wie Herm anmerkte.

„Der Zunftbrief ist ein Paradebeispiel dafür, was ein modernes Archiv leisten kann“, sagte Ingo Schabrich, Kulturdezernent des Kreises Viersen. So sei lokale Geschichte erlebbar, „besser kann es nicht laufen.“

Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Kreisarchiv, Ransberg 41, bis 20. Dezember besucht werden. Der Eintritt ist frei. Infos unter www.kreis-viersen.de.