Schwierigkeiten bei der Tafel „In unserem Land landet immer noch zu viel in der Tonne“

Viersen · Die Tafel ist noch immer auf der Suche nach größeren Räumen. Das aufgebaute Behelfszelt ist keine Dauerlösung. Die Vorsitzende Luiza Witthake erklärt, wo der Schuh gerade drückt.

Luzia Witthake erklärt, woran es bei der Viersener Tafel im Moment hakt.

Foto: Bianca Treffer

Gestiegene Nachfrage und mehr Kunden. Zwei Punkte, die jedes Einzelhandelsgeschäft und jeden Handwerker strahlen lassen. Bei der Viersener Tafel ist das allerdings nicht der Fall. Eine gestiegene Nachfrage und mehr Kunden bedeuten, dass es noch mehr Menschen sind, die auf die Unterstützung durch die Tafel angewiesen sind.

Aktuell versorgt die Viersener Tafel über 2000 Personen im Monat mit Lebensmitteln. Rund sechs Tonnen Lebensmittel gehen pro Woche raus. „Die Flüchtlingszahlen, gerade die Ukraine betreffend gehen zurück“, sagt Luzia Witthake, die Vorsitzende der Viersener Tafel. „Viele haben Arbeit gefunden und sind nicht mehr auf die Hilfe der Tafel angewiesen. Dafür kommen nun mehr alteingesessene Viersener Bürger, die es bislang, wenn auch oft knapp, schafften mit dem Geld für einen Monat auszukommen.“ Nun seien sie aufgrund der hohen Nebenkosten auf Unterstützung angewiesen.

Doch in dem Rahmen, in dem die Kundenzahlen klettern, steigt die Menge der Lebensmittel nicht. Dabei werden trotz der Fahrten der Tafel, die bei den unterschiedlichsten Unternehmen die Lebensmittel einsammelt, viele Lebensmittel weiterhin weggeworfen. Witthake denkt in diesem Zusammenhang an Frankreich. „In Frankreich gibt es ein Gesetz, das es Supermärkten und Discountern untersagt Lebensmittel wegzuwerfen. Sie müssen komplett an Hilfsorganisationen abgegeben werden. Eine solche Regelung würde ich mir auch für Deutschland wünschen. In unserem Land landet immer noch zu viel in der Tonne“, sagt Witthake.

Was viele nicht wissen: Die Tafel muss sich an strengere Auflagen halten, als andere Lebensmittelretter. „Wir müssen gekühlte Produkte mit einem Kühlfahrzeug abholen. Andere Lebensmittelretter dürfen diese ganz normal im Kofferraum transportieren“, bringt Witthake ein Beispiel an.

Was sie immer wieder freut, ist die Unterstützung, die vonseiten der unterschiedlichen Vereine, Firmen, Gruppierungen und auch Privatpersonen kommt. Die Viersener Pfadfinder, die im Nachbarhaus an der Hohlstraße untergebracht sind, starten so jedes Jahr die Aktion „Ein Teil mehr“ für die Tafel. In diesem Jahr sammeln sie am Samstag, 7. Dezember und nehmen im Zelt der Tafel an der Hohlstraße 46 Lebensmittelspenden der Bürger an.

Die Firma Mars veranstaltet seit Jahren einen Weihnachtsmarkt auf dem Tafelgelände für die Tafelkunden. „Es gibt Firmen, die verzichten auf Weihnachtspräsente und spenden uns Geld. Dazu kommen immer wieder Privatpersonen, die uns dienstags und mittwochs, wenn die Tafel durchgehend von 8 bis 15 Uhr geöffnet ist, Lebensmittel bringen“, sagt Witthake. Andere Unternehmen rufen Benefiz-Veranstaltungen für die Tafel ins Leben oder binden sie in hauseigene Aktionen ein. „Ich kann mich nur bei allen Unterstützern und vor allen Dingen bei unseren ehrenamtlichen Helfern bedanken. Ohne sie könnte die Tafel nicht arbeiten“, sagt Witthake.

Ein weiterer Punkt lässt die Vorsitzende strahlen. Die beiden frei gewordenen Bufdi Stellen bei der Tafel konnten besetzt werden. „Wir haben einen älteren Herrn und einen jungen Mann, der gerade sein Abitur gemacht hat, gefunden“, sagt Witthake.

Nach wie vor stellt die räumliche Situation ein Problem dar. Bislang konnte niemand der Tafel größere, gut zu erreichende Räumlichkeiten in Viersen anbieten. Der Platz an der Hohlstraße ist beengt und das zusätzliche Zelt kann keine Dauerlösung sein. Die VAB als Inhaberin des Komplexes führte vor kurzem eine Begehung durch, um Umbaumöglichkeiten zu untersuchen. Durch eine Sanierung könnte das Haus, in dem der Bürotrakt der Tafel ist, eine Flächenerweiterung erhalten. Die bislang nicht nutzbaren Räume im Obergeschoss könnten dann das Büro aufnehmen, womit das Erdgeschoss als zusätzliche Fläche frei werden würde.

Vor dem Hintergrund, dass der Komplex unter Denkmalschutz steht, sind die Möglichkeiten ansonsten eingeschränkt. „Wir würden uns freuen wenn etwas möglich wäre, weil die Lage an der Hohlstraße optimal ist. Wir suchen aber dennoch weiterhin nach einer Alternative in einer Größenordnung von rund 300 Quadratmetern“, sagt Witthake.