Weltkindertag: Blaue Fahnen gegen die Armut

Allein in Viersen leben über 2600 Kinder in erschreckenden Verhältnissen. Daran erinnerten am Donnerstag Kinderschutzbund und Schüler einer Gesamtschule.

Viersen. Ein Meer von blauen Fähnchen bestimmt das Bild im Viersener Casinogarten an der Bahnhofstraße. Auf der großen Grasfläche vor den Blumenbeeten steckt Fahne neben Fahne. Über allem flattert ein Banner des Kinderschutzbundes (KSB) Viersen. "Reiches Land - arme Kinder" ist dort in großen Buchstaben zu lesen. Dazu erhält der Betrachter die Information, dass allein in Viersen über 2000 Kinder in Armut leben.

"In erster Linie möchten wir mit der Aktion aufmerksam machen und sensibilisieren", erklärt Elke Krause vom Vorstand. Armut finde vor der Haustür statt und nicht allein irgendwo in Deutschland. Aber das sei den meisten nicht klar. Armut hat viele Gesichter. Es fängt an mit zu kleinen Wohnungen, in denen Kinder keinen Platz haben, sich zu entfalten. Die Ernährung weißt Mängel auf, es gibt kein frisches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan. Die Abwehkräfte sind nicht so ausgeprägt, Erkrankungen treten häufiger auf.

"In bedürftigen Familien fehlt selbst das Geld für den warmen Mittagstisch in den Ganztagsschulen", berichtet Ruth Passloer vom KSB Viersen. Kinder, die in Armut leben, haben wenig Chancen auf eine gute Schulbildung. Mitgliedschaften in Vereinen sind undenkbar. "Die Kinder erleben weniger Normalität. Sie sind in allem benachteiligt", bringt es Krause auf den Punkt.

Nach Einigung der Europäischen Union gilt dabei als arm, wer weniger als 50 Prozent des Durchschnittsnettoeinkommens in einem Land zur Verfügung hat bzw. Hilfe zum Lebensunterhalt bezieht.

Kinderarmut: Allein in Viersen weiß der Kinderschutzbund von 2604 Kindern, die in Armut leben.

Defizite: Die Armut lässt sich an vielen Dingen festmachen, zum Beispiel: zu kleine Wohnungen, mangelhafte Ernährung, kaum Hobbys.

Auswirkungen: Die Kinder haben gesundheitliche Probleme, zuwenig Abwehrkräfte. Sie haben kaum Chancen auf solide Schulbildung. Oftleben sie isoliert, weil Geld etwa für Vereinsmitgliedschaften fehlt.