Gutachten: Lebensgefahr im Bürgerhaus?

Die Grünen meinen, der Hausherr kannte die Mängel früher als er angibt: Schon Februar 2006.

<strong>Dülken. "Die Besucher des Bürgerhauses waren mehr als ein Jahr in Gefahr." Das steht für Norbert Dohmen, Stadtratsmitglied der Grünen, fest. Sein Urteil basiert auf zwei Gutachten, die sich am 6. September im Briefkasten der Bündnisgrünen fanden, anonym zugesandt. Ein Gutachten stammt von einer Nettetaler Firma nach Begehung des Bürgerhauses am 13. Januar 2006 im Auftrag des Hausbesitzers Viersener Aktien Baugesellschaft (VAB). Wenige Tage nach der Katastrophe von Bad Reichenhall. Damals starben viele Menschen beim Zusammenbruch einer Eishalle unter der Schneelast.

Die Grünen haben das Gutachten mit Datum 21. Februar 2006 auf Echtheit prüfen lassen. Sie lesen daraus, dass seinerzeit Vorschläge gemacht wurden, die Statik des Bürgerhauses zu verbessern. "Doch das Gutachten verschwindet in der Schublade. Unfassbar", so Dohmen.

Der Gutachter der Nettetaler Firma stellte fest: Der Stabilitätsnachweis des Obergurtes hat eine Spannungsüberschreitung von 85 Prozent ergeben. Er kommt zu der Feststellung, dass "eine stabilisierende Wirkung der auf dem Obergurt aufliegenden Bimsplatten nicht angesetzt werden kann, sodass der Einbau zusätzlicher Druckstäbe und Verbände unterhalb der Dachebene nötig ist."

Gehandelt hat die VAB nach Ansicht der Grünen 2006 nicht. Erst im Juni 2007 machte ein weiteres Gutachten das Ausmaß der Schäden offenbar. Das Bürgerhaus ist seither geschlossen. Die Sanierung hat begonnen.

VAB-Chef Albert Becker räumte die Existenz mehrerer Gutachten ein. Auch seien die Mängel erkannt, die Tragfähigkeit des Dachs jedoch nie in Frage gestellt worden. Erst im Juni 2007 sei offenbar geworden, dass dies bei Schneelast auf dem Dach nicht gelte. Für Leib und Leben habe nie Gefahr bestanden. Becker wunderte sich, dass die Grünen keine Rücksprache mit ihm genommen hätten. Sie seien nicht im Aufsichtsrat, hätten sich aber jederzeit informieren können.

Altbau Teile des Bürgerhauses stammen vom alten "Hotel zur Post" von 1952 und wurden 1990 in den Neubau einbezogen.

Schneegefahr Das Gutachten vom Juni besagt, das Dach sei nur tragfähig ohne Schneelast.

Geschlossen Das Haus ist seither geschlossen und wird derzeit saniert.

Pächter Die VAB hat den Vertrag mit einem neuen Pächter abgeschlossen, der das Haus nach Renovierung übernehmen soll.