Hätten nur die Menschen im Kreis Viersen über die Zusammensetzung des neuen Bundestages abgestimmt, wäre die AfD nur rund halb so stark – und die FDP fände sich erneut im Reichstag wieder statt in der außerparlamentarischen Opposition. Zum Leidwesen der Viersener Freidemokraten hatte der Rest der Republik etwas dagegen. Die verlorene Bundestagswahl bestimmte den Ortsparteitag der FDP: „Es gibt nichts zu beschönigen, unsere Bilanz ist katastrophal, nicht nur bei der Bundestagswahl, auch bei der Europawahl und den Landtagswahlen in anderen Bundesländern“, sagte Viersens FDP-Vorsitzender Frank a Campo – und fasste das schlechte Abschneiden in zwei Worten zusammen: „ein Desaster!“
Das schlechte Ansehen der Ampel-Regierung habe auch bei der FDP Viersen zu einem leichten Mitgliederschwund geführt. 49 Mitglieder hat die FDP in Viersen aktuell, knapp zehn Prozent weniger als vor einem Jahr. Allerdings: Auch mehrere Umzüge führten zu dem Rückgang. Frank a Campo forderte „eine schonungslose Analyse, warum wir es nicht geschafft haben, in mehreren Wahlen den FDP-affinen Anteil an der Wählerschaft zu aktivieren“. Diese Arbeit könne nicht parteiintern gemacht werden. „Das muss extern untersucht werden“, so a Campo.
Besser aufgestellt sieht a Campo die FDP in Viersen. Die Kommunalwahl werde ganz unter lokalen Themen stehen. „Das heißeste Thema ist die hoch defizitäre Haushaltslage in den kommenden Jahren“, sagte a Campo. „Wir Freidemokraten haben die Gefahr erkannt und fordern ein Umdenken bei den Ausgaben, wir fordern Strukturreform, Sparwillen und Aufgabenkritik.“
Die Stadt könne sich „keine teuren Mondprojekte“ mehr leisten, so a Campo: „keine aufwendige Sport- und Freizeitanlage Hoher Busch, keine millionenteure neue Veranstaltungshalle, keine überzogenen Friedhofsbrücken, keine teure Umgestaltung der Süchtelner Fußgängerzone, kein Versenken guten städtischen Geldes in Groschengräbern wie der Königsburg“.
Mit Morten Enderikat tritt ein mittelständischer Unternehmer als Bürgermeisterkandidat für die FDP Viersen bei der Kommunalwahl an. „Viersen muss im Wettbewerb mit anderen Standorten wettbewerbsfähig bleiben, denn eine starke Wirtschaft bildet das finanzielle Fundament für Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Umweltschutz“, sagte Endrikat, der am Wochenende mit gut 94 Prozent der Stimmen der FDP-Mitglieder zum Bürgermeisterkandidaten gewählt wurde.
Wiedergewählt wurde auch Frank a Campo als Parteivorsitzender in Viersen; er erzielte 100 Prozent der Stimmen. Stefan Feiter bleibt sein Vize-Vorsitzender, Morten Endrikat wurde neu zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.