Jugend musiziert im Kreis Viersen „Ich kann das noch besser“

Kreis Viersen · Musikalische Nachwuchstalente aus dem Kreis Viersen überzeugen bei der 58. Ausgabe des Wettbewerbs „Jugend musiziert“.

Josephine Tschöp (10) konnte beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ die Juroren überzeugen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

. „Der diesjährige Wettbewerb stellte für alle Beteiligten, für Teilnehmende, Lehrkräfte, Juroren und Eltern, eine riesige Herausforderung dar“, erklärt Ralf Holtschneider (61), Leiter der Kreismusikschule Viersen. Denn das, was sonst den rein analogen Wohlklang im Fokus hat, musste in diesem Jahr coronabedingt ausschließlich digital und in Distanz stattfinden. Eine große Aufgabe, ging es doch in diesem Jahr darum, nur aus der Ferne Nachwuchstalente in Sachen Musik zu erspüren und ihr Können zu küren. Und dennoch: die diesjährige Teilnahme an der 58. Auflage des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ war für zahlreiche Musikschülerinnen und -schüler aus dem Kreis Viersen trotz der rein digitalen Ausrichtung und Distanz sehr erfolgreich.

Während es der renommierte Musikwettstreit im vergangenen Jahr - ebenfalls pandemiebedingt - gar nicht erst bis auf Landes- und Bundesebene schaffte, konnten sich viele der Teilnehmenden in diesem Jahr dank guter logistischer Vorbereitung auf regionaler Ebene von einer erfolgreichen Teilnahme im ersten Schritt nun für die anschließenden Veranstaltungen auf Landes- und Bundesebene qualifizieren. 

Neu, ungewohnt und erschwerend sei in diesem Jahr zudem gewesen, dass Musikschülerinnen und -schüler ihre Wettbewerbsbeiträge ausschließlich per Videobeitrag einreichen mussten. Diese wurden schließlich von den Regionalausschüssen via USB-Sticks angeschaut und bewertet. Und dennoch: „Wir alle waren uns einig, dass der Wettbewerb in diesem Jahr trotz Corona unbedingt stattfinden muss“, erklärt Holtschneider.

Mitte März, und nach zweimaligem Verschieben aufgrund der Einschränkungen durch die Pandemie, konnten die trotz erschwerter Bedingungen eingereichten Beiträge schließlich dennoch von den Juroren auf Regionalebene ausgewertet werden. Und auch, wenn rund die Hälfte aller jungen Musikerinnen und Musiker ihre Teilnahme aufgrund der Umstände, etwa der zeitweiligen Schließung der Musikschulen und einem so ausschließlich per Videokonferenz stattfindenden Musikunterricht, in diesem Jahr abgesagt hatte, „so war es doch erfrischend, die Vielzahl der eingereichten Beiträge zu hören“, so Holtschneider weiter.

Insgesamt 27 Schülerinnen und Schüler der Kreismusikschule Viersen haben sich am 58. Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ in der Altersgruppe I und II (Jahrgang 2013 bis 2010) beteiligt und in diesem Jahr einen Beitrag eingesandt, sechs von ihnen konnten sich in der Altersgruppe II nun damit erfolgreich für eine Teilnahme am Wettbewerb auf Landesebene empfehlen. Darunter auch Trompeterin Josephine Tschöp. Die 10-jährige Viersenerin ist Schülerin von Musiklehrerin Ursula Böer (33) und ganz begeistert davon, mit ihrem Instrument nun auf Landesebene - in diesem Jahr vom 13. bis 16. Mai und ebenfalls digital in Dortmund stattfindend - teilnehmen zu dürfen.

Weiter üben und die Stücke alle noch einmal einspielen

Auch wenn sie für ihre Teilnahme auf Landesebene ihre bereits eingesandten Videos nutzen könnte - Josephine will die gemeinsam mit ihrer Lehrerin ausgewählten Stücke weiterhin üben und noch einmal einspielen: „Ich bin mir ganz sicher, dass ich das noch besser kann“, sagt die Fünftklässlerin selbstbewusst. Während andere Teilnehmende ihre Wettbewerbsbeiträge als kurze Videofilme mitunter Zuhause aufgenommen haben, zog es Josephine vor, ihre Stücke, darunter Georg Philipp Telemanns Suite Nr. 1, 1. Satz, im Orchesterraum der Musikschule einzuspielen. „Dort ist der Klang einfach besser.“ Auf ihr Instrument Trompete wurde Josephine übrigens vor vier Jahren beim sogenannten Instrumentenkarusell in der Musikschule aufmerksam. Neben vielen anderen Instrumenten, die sie damals ausprobieren durfte, gefiel ihr das Blechblasinstrument schließlich am besten.

Böer ist beeindruckt von der Leistung ihrer Schülerinnen und Schüler: „Das mehrmalige Verschieben des Vorspiels aber auch die Umstände, unter denen sie sich überwiegend eigenständig vorbereiten mussten, verlangte den Schülern viel ab.“ Insbesondere die Tatsache, den Unterricht überwiegend per Videokonferenz abhalten zu müssen, machte die Vorbereitung auf den Wettbewerb nicht einfach: „Im Online-Unterricht klingt der Ton des Instruments häufig anders und auch die Haltung ist nur bedingt zu kontrollieren“, erklärt die Musiklehrerin einige der Einschränkungen. „Dennoch“, so freut sich die seit 2014 an der Kreismusikschule Arbeitende, „hatten alle ihre Stücke sehr gut vorbereitet.“ Neben der eigentlichen pädagogischen Arbeit als Musiklehrerin galt es in der Vorbereitung auf den Wettbewerb allerdings auch, viel Motivationsarbeit zu leisten, so Böer weiter. Und gelungen sei dies trotzdem. So konnte sich etwa ein weiterer ihrer Schüler sogar auf Bundesebene qualifizieren: ebenfalls an der Trompete erreichte der 16-jährige Jan Stopka aus Schiefbahn den Sprung zum Bundeswettbewerb.

„Es ist die Freude an der Musik, die Leidenschaft und auch die Vorstellung des eigenen, musikalischen Ausdrucks, der Kinder und Jugendliche dazu animiert, ein Instrument zu erlernen und an diesem Wettbewerb teilzunehmen“, erklärt Holtschneider, der seit 2010 die Kreismusikschule leitet. Als ausgebildeter Schlagzeuger und schließlich Musikstudent, nahm auch er als junger Mensch an dem Wettbewerb teil. Mit Erfolg: Er wurde zum Bundespreisträger gekürt, kennt aber auch die Klippen, die beim Erlernen eines Instruments auf Musikschülerinnen und Schüler warten können. Etwa das Einsetzen der Pubertät und damit plötzlich andere Interessen. Und doch: „Durch Disziplin und Fleiß, Motivation und die Unterstützung der Eltern kann schließlich auch eine Teilnahme am Wettbewerb „Jugend musiziert“ gelingen.“

Und auch, wenn eine Teilnahme an diesem Wettstreit für ihn nicht alles sei und sich die Begeisterung für Musik auch durch andere Beschäftigung mit Musik, etwa durch das Spielen in Orchestern, Bands oder das eigene Komponieren, ablesen lässt, „die Vielzahl der guten Ergebnisse beim diesjährigen Wettbewerb sind immer auch Spiegel der Qualität unserer Arbeit“, sagt Holtschneider als Leiter der Kreismusikschule stolz.