17 000 Kilometer für eine echte Anrather Weihnacht

Der erst vier Monate alte Monty hatte eine lange Anreise, um an den Feiertagen bei Oma und Opa zu sein.

17 000 Kilometer für eine echte Anrather Weihnacht
Foto: Treffer

Anrath. Monty hat mit seinen gerade mal vier Monaten schon eine Reise hinter sich, vor der so mancher Erwachsener aufgrund der langen Flugzeit zurückschreckt. 24 Stunden war der Kleine unterwegs und das mit einigen Hindernissen.

Ein Gewittersturm in Sydney machte den Flug des Airbus A 380 unmöglich. Das Flugzeug landete in Melbourne, in Sydney musste eine andere Maschine organisiert werden, als der Sturm vorüber war. Der Ersatzflieger war nicht vollgetankt, was zu einer Zwischenlandung in Sri Lanka führte. Mit fünf Stunden Verspätung in Dubai war der Anschlussflug nach Düsseldorf weg und es galt, erneut zu warten.

„Monty hat von uns dreien den Flug am bestens weggesteckt. Wir hatten neun Fläschchen mit und haben zu den Starts und Landungen gefüttert, damit er für den Druckausgleich viel schluckte, was auch prima geklappt hat“, erzählt Peter Rolshoven. Dabei blickt er lächelnd zu seiner Frau Kate hinüber, die den gemeinsamen Sohn, eingerahmt von Oma und Opa sowie Peters Bruder Georg, im Arm hält. Für alle ist es das erste Mal, dass sie ihren Enkel und Neffen sehen. Entsprechend groß ist die Freude.

Schon am Flughafen in Düsseldorf gab es beim Abholen durch die Großeltern, Agnes und Hans-Peter Rolshoven, Freudentränen auf beiden Seiten. Monty ist in Australien zur Welt gekommen. Es ist für den Kleinen sein erster Besuch in der Heimat seines Vaters.

Seit neun Jahren lebt der Anrather Peter Rolshoven in Sydney. Vor elf Jahren reiste der heute 36-Jährige im Rahmen seines Studiums für ein Praktikum auf die andere Hälfte der Erdkugel. Dort lernte er auch seine australische Frau Kate kennen, die er vor zwei Jahren heiratete. Im Juni vergangenen Jahres waren Peter und Kate Rolshoven das letzte Mal in Anrath zu Besuch. „Dass wir Weihnachten zusammen gefeiert haben, ist sogar noch länger her. Das liegt schon vier Jahre zurück“, berichtet Peter Rolshoven.

Wobei Weihnachten in Anrath schon etwas ganz anderes ist als Weihnachten bei derzeit fast 30 Grad in Sydney. „In Australien feiern wir den Heiligen Abend gar nicht so wie hier. Der erste Weihnachtstag ist unser Tag. Aber er läuft ganz anders. Man feiert auch mit der Familie, aber man trifft sich eher draußen, zum Beispiel am Strand in der Sonne. Das ist auch außerhalb von Weihnachten so. Der Australier ist viel mehr unterwegs, als es hier üblich ist“, erzählt Kate Rolshoven.

Für Monty macht es noch keinen Unterschied, wo er ist. Er fühlt sich in Anrath genauso wohl wie in Sydney. Der Junge hat das Glück, dass er zweisprachig aufwachsen wird. „Kate wird englisch mit ihm sprechen und ich deutsch. Wobei wir abgemacht haben, dass ich jedes Mal zwei Dollar in ein Sparschwein zahle, wenn ich mit ihm englisch rede“, erzählt Peter Rolshoven augenzwinkernd. Damit es mit der deutschen Sprache in Sydney gut klappt, hat das Ehepaar in Deutschland schon Märchenbücher und Bücher mit deutschen Kinderliedern gekauft.

Heimweh hat der Anrather nicht, wenn er mit seiner Familie in der übernächsten Woche wieder ins Flugzeug steigt und nach Sydney zurückkehrt. Dank der modernen Kommunikationsmittel sind seine Eltern, seine beiden Brüder und deren Familien eng mit Kate, Peter und Monty in Australien verknüpft. „Wenn ich von der Arbeit nach Hause gehe, telefoniere ich regelmäßig per Whats App mit Georg und meinem anderen Bruder Roland. Wir skypen untereinander und meine Eltern haben im Wohnzimmer einen digitalen Bilderrahmen stehen, auf den ich mit dem Handy gemachte Fotos direkt rüberschicken kann“, sagt Peter Rolshoven.

Was er allerdings bedauert ist, dass man zu besonderen Ereignissen nicht mal eben rüber fliegen kann — wie zum Beispiel zur Hochzeit von Freunden oder zur Geburt der Nichten. Da könne man niemanden mal eben in den Arm nehmen, sagt er etwas wehmütig. Was er auch vermisst, sind deutsche Süßigkeiten und das heimische Brot. Daher backt er selbst — und den Sauerteig, den sein Bruder Georg vor anderthalb Jahren mitgebracht hat, hegt und pflegt er sorgfältig.