Anrath: Inhaftierte Frauen auf dem Weg nach vorne begleiten
Im Anrather Gefängnis stellt sich eine neue Pfarrerin vor.
Anrath. "Was ist denn hier eigentlich los?" Da stutzte am Sonntag eine Insassin des Anrather Frauengefängnisses, als sich gleich einige Männer und Frauen in schwarzen Gewändern beim sonntäglichen Gottesdienst im Anrather Frauenknast versammelt hatten.
Den Grund erfuhr die Inhaftierte Minuten später: mit Almut von Bendemann (47) wurde am Sonntag die neue Gefängnisseelsorgerin vorgestellt und feierlich in ihr Amt eingeführt.
Rund 30 Gefangene in der Justizvollzugsanstalt mussten danach wieder in ihre Zellen zurück. Die anderen Gottesdienstbesucher, darunter Familienangehörige, Schulfreunde, frühere Kollegen so aus Bergisch-Neukirchen, Mönchengladbach, Duisburg oder Krefeld der in Fischeln wohnenden Seelsorgerin blieben noch einige Zeit.
Alle wünschten Almut Bendemann viel Erfolg bei ihrer neuen Arbeit. "Ich lasse das erst einmal auf mich zukommen, möchte die inhaftierten Frauen auf dem Weg nach vorne begleiten."
Eine der ersten Gratulanten war nach der Amtseinführung durch den stellvertretenden Intendenten des evangelischen Kirchenkreises Krefeld, Kai Schäfer, Pfarrerin Sylvia Pleger, die bis zum Januar dieses Jahres in Anrath 18 Jahre lang ihre halbe Stelle als Gefängnisseelsorgerin mit ganzem Herzen und sehr engagiert ausgefüllt hatte. Almut von Bendemann, die zuletzt im Klinikum Leverkusen arbeitete, hat in der JVA ebenfalls eine halbe Stelle. Die restliche Zeit wird sie ihren Kindern widmen. Von Bendemann ist alleinerzieh/ende Mutte/r von drei Kindern, derzeit 9, 12 und 17 Jahre alt.
Am 1. September hatte Almut Bendemann bereits ihren neuen Dienst in einer Dinslakener Untersuchungshaftanstalt angetreten. Und ab jetzt, nachdem vor etwa sechs Wochen das neue Anrather Frauenhaus bezugsfertig war, kümmert sie sich dort um die inhaftierten Frauen. In Anrath sind derzeit 173 Frauen im geschlossenen und 64 im offenen Vollzug. "Irgendwie hat sich jetzt bei mir der Kreis geschlossen", wieß von Bendemann am Sonntag darauf hin, dass bereits ihr Vater über drei Jahrzehnte ehrenamtlich in einer Mönchengladbach Justizvollzugsanstalt gearbeitet habe.
"Wir wünschen ihr einen guten Start", meinte der stellvertretende Leiter der JVA Willich II, Dieter Paulus. Seit Januar hatten in der Übergangszeit die Pfarrer Michael Prietz und Josef Feind die seelsorgerische Betreuung der Frauen übernommen.