Bürgerfunk „Wir haben früher jedes ,Ähm’ aus dem Band geschnitten“

Tönisvorst. · Der Gründer des Apfelstadtradios, Michael Franken, erinnert sich daran, wie er und sein Team vor 30 Jahren Radio gemacht haben.

Michael Franken (M.) zeigt Joshua, Lasse, Anna-Lena, Nelly, Katharina und Amanda (v. l.) sein Handwerk.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Michael Franken weiß noch genau, wie es aussah, das Radiostudio im Keller des Jugendfreizeitzentrums (JFZ) an der Gelderner Straße in St. Tönis – dort wo alles anfing. „Es gab einen Plattenspieler und Kassettenrekorder, mit denen wir aufnehmen konnten“, erzählt der Mann, der den Bürgerfunk in Tönisvorst aus der Taufe gehoben hat. Die Bandmaschine, mit der die Beiträge geschnitten wurden, steht noch heute in den Räumen der Radiowerkstatt, an deren Tür das Logo „studiotv“ die Gäste empfängt. „Wir haben damals jedes ‚Ähm‘ rausgeschnitten und das Band dann wieder zusammenge­klebt“, erzählt der 55-Jährige.

Damals, vor 30 Jahren, als der Bürgerfunk, den es übrigens damals wie heute nur in Nordrhein-Westfalen gab, gerade erst erfunden worden war. „Wir haben Sendezeit bekommen und unsere Beiträge per Kassetten eingespeist“, erinnert sich Franken an die Anfänge von 1989, als die erste Sendung des Apfelstadtradios, seinerzeit noch „Kellerradio“, über den Äther ging.

Franken ist eigentlich Schlosser und arbeitet im Maschinenbau

„Zwei Jahre später ging Welle Niederrhein an den Start. Dort gab es jeden Abend eine Stunde Sendezeit für den Bürgerfunk“, erzählt der 55-Jährige. Seitdem sendet das Apfelstadtradio über die Frequenz von Welle Niederrhein. „Die Sendezeit hat sich mehrmals verschoben, zurzeit wird der Bürgerfunk zwischen 20 und 21 Uhr ausgestrahlt“, sagt der ehrenamtliche Radiomann. Feste Sendetage hat das Apfelstadtradio nicht. „Meistens kommen unsere Beiträge dienstags“, sagt Franken.

Seine Leidenschaft fürs Radio hat der gebürtige St. Töniser, der in Vorst lebt, nie zum Beruf gemacht: „Ich bin Schlosser und im Maschinenbau tätig, der Bürgerfunk war für mich immer das liebste Hobby.“ Und daran hat sich nichts geändert, nur dass noch zwei Aufgaben hinzugekommen sind. Franken ist nämlich auch Medientrainer im JFZ. Bei ihm kann sich zertifizieren lassen, wer selbst Radio machen möchte.

Und er bietet mit viel Begeisterung Kinderradiokurse an. „Die Kurse gehen über zwölf Wochen, wir treffen uns immer mittwochs für eine Stunde. Die Kinder überlegen sich Themen und produzieren ihre eigene Sendung, mit Beiträgen, Umfragen, Musik und allem Drum und Dran“, berichtet Franken, der die Kurse ehrenamtlich leitet. Beworben wird das Programm über das JFZ. Für die Kinder ist die Teilnahme kostenlos. Der nächste Kinderradiokurs startet nach den Osterferien 2020. Anmeldungen sind über das JFZ möglich.

Heute nutzen die Radiomacher Technik nach dem aktuellen Stand

Natürlich sind die Kinder heute nicht mehr mit dem Kassettenrekorder unterwegs, und auch einen Plattenspieler müssen sie nicht bedienen. Die Ausstattung des Apfelstadtradios hat sich im Laufe der vergangenen 30 Jahre enorm verändert. Laptops, Monitore, ein digitaler Schneideplatz, moderne Aufnahmegeräte und viel Hightech haben die Bandmaschine abgelöst. Finanziert wurde die technische Ausstattung vom Land, die Förderung ist aber seit einem Jahr eingestellt. Ganz alleine macht Franken den Bürgerfunk nicht. „Es gab in den Jahren immer acht bis zehn Mitarbeiter“, erzählt der Gründer. Einige davon seien über den Tönisvorster Bürgerfunk zum Journalismus gekommen. „Mir fallen drei ehemalige Bürgerfunker ein, die heute beim WDR beziehungsweise bei Tageszeitungen arbeiten“, sagt Franken.

Gerne würde der umtriebige Mann auch noch einen Youtube-Kanal aufbauen. Zurzeit ist er auf der Suche nach Mitarbeitern. Wer Interesse hat, kann sich über die Radio-Website oder per E-Mail melden: