Auch das Haus Broich steht jetzt zum Verkauf

3,7 Millionen Euro soll das ehemalige Rittergut kosten. Die Banker, die bisher dort arbeiten, ziehen Anfang 2018 um nach Neuss.

Foto: Reimann

Anrath. „Kann ich mir dieses Haus leisten?“ Wer bei einem großen Internetportal für Immobilien diese Frage anklickt, landet auf einem Finanzierungsrechner. Im Fall von Haus Broich in Anrath dürften die meisten Menschen die Antwort aber auch ohne Kalkulationshilfe rasch parat haben: Nein, das kann ich mir auf keinen Fall leisten!

Denn auf der Online-Plattform wird für das „Historische Rittergut“ derzeit ein Kaufpreis von 3,7 Millionen Euro aufgerufen. Immerhin geht’s um 40 Zimmer, etwa 2740 Quadratmeter Wohnfläche und ein Areal von mehr als 20 000 Quadratmetern. „Moderne Technologie in historischen Gemäuern“ lautet die Objektbeschreibung.

Rückblick: Im Mai dieses Jahres meldete die WZ, dass nicht nur die XCom AG 2018 die Alleeschule in Richtung Neuss verlassen werde, sondern auch die Bank für Investments und Wertpapiere (biw). Die mehr als 100 Mitarbeiter haben derzeit ihren Arbeitsplatz im Haus Broich, das sich im Besitz des früheren XCom-Chefs Matthias Albrecht befindet.

Die zwei Unternehmen gehörten zur FinTech Group AG mit Hauptsitz in Frankfurt — inzwischen gibt es beide nicht mehr, tritt die Gruppe vom Main allein in Erscheinung. Und die hat für ihre Niederlassung im Raum Düsseldorf einen neuen Standort gefunden, im Neusser „Hammfeld“ direkt am Rhein und damit in unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt. Mietbeginn soll Anfang 2018 sein. FinTech verlegt dann seinen Sitz von Willich nach Neuss.

Das alles steht in einer Pressemitteilung des Immobiliendienstleisters Aengevelt, auf die ein FinTech-Sprecher auf WZ-Nachfrage verweist. Ansonsten gibt man sich eher zugeknöpft: „Aktuell kommunzieren wir nichts Weiteres.“

Über das Expose im Internet — als Makler tritt die Immobilien-Abteilung der Sparkasse Krefeld auf — erfäh/rt man mehr: Danach hatte im September 2007 die Haus Broich Vermögensverwaltungs-GmbH mit Sitz an der Bahnstraße in Willich — Geschäftsführer ist Matthias Albrecht — das Gebäude gekauft. Es wurde in Absprache mit den Denkmalschutz-Behörden renoviert. Unter anderem wurden nachträglich eingefügte Trockenbauwände und die ebenfalls nachträglich eingebauten Badezimmer entfernt. Auch Zwischendecken, die den Blick auf die ursprünglichen, hohen Decken mit Stuckarbeit versperrten, wurden entfernt. Im Keller des historischen Gebäudeteils befindet sich zudem eine voll ausgestattete gewerbliche Küche sowie ein Weinkeller. Das Kellergeschoss ist über eine Innentreppe und mit dem Aufzug erreichbar.

Zur Abwanderung der ehemaligen XCom und der biw sagt Bürgermeister Josef Heyes: „Ich bedauere das sehr.“ Aber wenigstens könnten die hoch qualifizierten Mitarbeiter, die bisher in Anrath beschäftigt waren, ihren Wohnsitz behalten: „Das wäre anders gewesen, wenn alles in Frankfurt zentralisiert worden wäre.“