Aus für Katharinen-Hospital: Entsetzt, empört und betroffen
Das Aus für das Hospital ist aus Sicht des Beirats unumgänglich. Die Mitarbeiter-Vertretung kämpft um Jobs.
Willich. Entsetzt, empört, überrascht, betroffen — mit solchen Schlagworten haben am Dienstag die Fraktionen von CDU, SPD und FDP in Presseerklärungen auf die angekündigte Schließung des Katharinen-Hospitals reagiert. „Das wäre ein schweren Schlag. Wir fordern die St. Augustinus-Kliniken als Träger auf, ihren Schritt zu überdenken“, erklärt zum Beispiel Siegfried Kirsch, stellvertretender Fraktionschef der CDU.
Der Willicher Hermann-Josef Schmitz, Vorsitzender des Hospital-Beirats, hält solche Äußerungen für Heuchelei: Dass die Rahmenbedingungen für das Haus schlecht sind, sei schon seit Jahren bekannt. „Die sollten sich besser mal in die Tiefe der Materie einarbeiten“, fordert er die Politik auf.
Bei der Übergabe des Hospitals an die Augustinus-Kliniken im Jahr 2007 war das Katharinen-Hospital schuldenfrei. Der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer (CDU) hatte gleich nach Bekanntwerden der Schießung wissen wollen, wo denn die Rücklagen geblieben seien, die von der katholischen Kirche 2007 bei der Übertragung der Trägerschaft zusätzlich als „Mitgift“ mitgegeben worden waren. Hermann-Josef Schmitz kann diese Frage klar beantworten: Es handelt sich um eben jene sieben Millionen Euro, die von den Augustinus-Kliniken in den vergangenen Jahren investiert wurden. Das sei damals vertraglich so vereinbart worden.
Die unter anderem von diesem Geld Anfang 2012 eingerichtete „Hauptabteilung Geriatrie“ läuft laut Schmitz erfolgreich: „Die ist immer voll.“ Da die Krankenkassen dieses Konstrukt aber bis heute nicht gebilligt hätten, habe das Hospital gar nichts davon. Im Gegenteil: Kosten in Höhe von 600 000 Euro seien nicht erstattet worden. „Die Krankenkassen blockieren“, kritisiert er.
Schwierigkeiten machten auch Vorgaben der Krankenhausplanung. Laut Schmitz müsste künftig die Intensivmedizin in Willich als eigene Abteilung mit Chefarzt, Oberarzt und insgesamt 7,5 Vollzeitkräften geführt werden. Dadurch entstünden Personalkosten in Höhe von 800 000 Euro. „Das kann man auf Dauer nicht leisten“, sagt Schmitz. Menschlich bedauere die Schließung natürlich auch: „Ich bin noch im Vorgängerbau geboren worden.“
Ein Krankenhaus-Experte erklärte auf Anfrage der WZ, die Schließung sei für Insider nicht überraschend gekommen: „Durch die Umstellung auf Fallpauschalen sind fast alle Krankenhäuser unterfinanziert. Die St. Augustinus-Kliniken haben sich jetzt von ihrem schwächsten Glied getrennt.“
Die Mitarbeiter-Vertretung (MAV) des Krankenhauses hat gestern damit begonnen, sich um die Zukunft der 193 Frauen und Männer zu kümmern, die im Sommer 2014 ihren Job verlieren. Dr. Günter Clausen, Vorsitzender der MAV des Klinikverbundes, sowie die Willicher Vorsitzende Beate Hild betonen: „Wir wollen, dass möglichst alle Mitarbeiter bei den Augustinus-Kliniken einen neuen Arbeitsplatz erhalten.“ Die bisherigen Vergütungsregelungen und Qualifikationsbedingungen müssten dabei erhalten bleiben. Ein katholischer Träger sei hier in besonders hoher Verantwortung, sagt Clausen.
Einen Vorwurf an die Geschäftsleitung will er nicht machen: „Ein Haus unter 200 Betten ist nicht überlebensfähig.“ Mit der Geschäftsleitung werde man sich bereits am Freitag zusammensetzen. Die MAV wird sich außerdem juristischen Beistand holen. „Da es keine Insolvenz gibt, haben wir das Heft des Handelns zum Glück in der Hand“, sagt Clausen.