Unverständnis und Schockstarre — aber auch Wut
Das verkündete Aus für das Katharinen-Hospital lässt die Willicher ratlos zurück. Dennoch soll gekämpft werden.
Willich. Die Bezeichnung „Paukenschlag“ wäre sicher eine Verharmlosung. Eine regelrechte Schockstarre löste die Nachricht von der Schließung des Willicher Katharinen-Hospitals aus. Und jede Menge Betroffenheit. Die WZ hörte sich um.
„Da werden 140 Jahre Geschichte mit einem Schlag zerbrochen“, erklärt ein sichtlich geschockter Bürgermeister Josef Heyes. „Ich verstehe das nicht. Die sind doch mit völlig anderen Zielen angetreten“, sagt Heyes. Er sei zutiefst enttäuscht, aber auch verwundert. In Unternehmen würden Zukunftsperspektiven für fünf bis zehn Jahre entwickelt, in Willich würde das Krankenhaus einfach dichtgemacht.
Gleichzeitig blickt Heyes auch ein wenig nach vorn. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir eine gute Lösung hinbekommen“, sagt er. Dazu zählt für ihn auch die Frage, ob man in dem Hospital nicht eine Dependance einrichten könne. Auf jeden Fall müsse die Versorgung durch den Notarzt gewährleistet sein.
Fassungslos und zornig — so ist die Stimmungslage des Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (CDU) wohl am treffendsten beschrieben. „Ich war wie vom Blitz getroffen, dass das Krankenhaus gefährdet sein soll“, sagt der Neersener.
Und er stellt unangenehme Fragen: „Da sind doch seinerzeit Rücklagen bei der Kirchengemeinde gebildet worden. Das war praktisch die Mitgift. Ist das Geld weg? Was ist damit geschehen?“
Was ihm zusätzlich die Zornesröte ins Gesicht treibt: „Wir haben ja auch Termine dort gehabt. Und dann werden wir im Rahmen einer Pressekonferenz informiert.“ Dass die avisierte Schließung ohne jede Vorwarnung geschehen solle, halte er für einen „sehr unfreundlichen Akt“.
So ganz sieht Schummer das letzte Wort noch nicht gesprochen. Natürlich werde man für das Haus kämpfen, erklärt er. „In enger Abstimmung mit dem Bürgermeister.“ Notfalls könne man ja auch über einen anderen Träger nachdenken.
Sehr emotional reagiert Hans Kothen, langjähriger Verwaltungs-Chef des Hauses. „Ich bin entsetzt. Das ging ja Hals über Kopf.“ Und er fügt an: „Das war mein Lebenswerk, das tut schon weh.“ Über die Gründe könne er noch nichts sagen, dazu fehlten ihm die Informationen, sagt Kothen. Aber: „Wir haben auch nicht immer nur gute Zeiten gehabt.“
Vor sechs Jahren sei das Haus „gut und gesund“ übergeben worden. „Ich habe den Mitarbeitern gegenüber den Augustinus-Konzern noch gelobt. Das muss ich mir jetzt sagen lassen“, so Kothen.
„Hier herrscht Unverständnis, und die Menschen sind konsterniert.“ So fasst Bernd-Dieter Röhrscheid (SPD) das Stimmungsbild seiner Partei zusammen, als er von der WZ über die Pläne informiert wird. „Das wäre für die Versorgung der Krankenhaus-Patienten eine Katastrophe“, befürchtet er. „Wir verstehen es nicht, beim besten Willen nicht.“