Benimm-Kurs: Der „Gipsarm“ wehrt den Chef ab

Schüler der Realschule Leonardo da Vinci haben einen Benimm-Kurs absolviert. Und dabei viel gelernt.

Tönisvorst. „Das Cowboy-Gehabe geht gar nicht, also die beiden Daumen raus aus den Hosentaschen“, sagt Antje Zeif. Die 44-jährige Meerbuscherin betreut etwa 30 Zehntklässler der Realschule Leonardo da Vinci. Die größtenteils 15- und 16-Jährigen hatten sich im Rahmen eines Projekttages für einen Benimm-Kurs entschieden.

Es geht um das Grüßen, um Tischsitten, um den Dress-Code, das richtige Verhalten beim Bewerbungsgespräch und um den Small-Talk mit dem Vorgesetzten. Antje Zeif: „Vermeiden Sie unbedingt Themen wie Religion, Krankheit oder Politik, sprechen Sie stattdessen über Kultur, Allgemeines, die Hobbys oder über den letzten Urlaub.“

Gerade geht es um das Grüßen. Grundsätzlich gelte, dass der Jüngere den Älteren und der Mitarbeiter den Chef zuerst grüßt, sagt die Trainerin. Hingegen sei eine frühere Knigge-Regel, dass grundsätzlich der Mann zuerst die Dame grüße, aufgehoben: „Das ist auch beim Händeschütteln egal.“ Hingegen sei beim Handgeben zu beachten: der Chef erst dem Mitarbeiter, der Ältere dem Jüngeren und der Anwesende dem Hereinkommenden.

Und was soll man machen, wenn einem der Chef beim Händeschütteln zu nahe kommt? „Machen Sie den ,Gipsarm’ und gehen Sie dadurch mit ihm auf Distanz“, rät Antje Zeif.

Wie wichtig den Personalchefs der erste Eindruck bei den Bewerbungsgesprächen ist, belegt die Trainerin mit Umfrageergebnissen. Entscheidend seien die ersten Sekunden. 55 Prozent der befragten Vorgesetzten hielten das äußere Erscheinungsbild für sehr wichtig, 38 Prozent das Verhalten und Auftreten und nur sieben Prozent legen vor allem Wert auf das, was gesagt wird. „Bin ich froh, dass ich das schon hinter mir habe“, wirft Claus Werner (16) ein, der im August eine Schreiner-Lehre beginnt.

Dann ist das richtige Outfit beim Vorstellungsgespräch Thema. Zungenpiercings seien genauso out wie die Peep Toes: Schuhe, bei denen vorne die Zehen rausschauen. Slingpumps wären noch okay, Plateauschuhe sollten eine Absatzhöhe von sieben Zentimetern nicht überschreiten. Der Rock müsse mindestens eine Handbreit über das Knie reichen, die Schultern bedeckt sein und zu tiefe Ausschnitte seien auf jeden Fall verboten.

Um nicht überladen zu wirken, sollte man inklusive Uhr und Ring nicht mehr als sieben Schmuckstücke am Körper tragen und insgesamt nur zehn bis elf Bekleidungsgegenstände, Tasche und Jacke eingerechnet.

„Das war interessant“, sagt zum Schluss der Doppelstunde Schulsprecher Jonas Becker, der allerdings bis zu seinem ersten Bewerbungsgespräch noch etwas Zeit hat: Er wechselt ab dem Sommer in ein Kempener Gymnasium. „Das hat mir gut gefallen“, sagt die 16-jährige Miriam, die bald ihre Mittlere Reife hat und dann als medizinische Fachangestellte in einer Arztpraxis arbeiten wird. Und auch für Stufenlehrerin Petra Klinger, die an diesem Tag nur Zuschauerin ist, ist etwas Neues dabei gewesen: „Ich wusste nicht, dass beim Mann der Hosengürtel farblich passend zu den Schuhen abgestimmt werden sollte.“

Nach dem Benimm-Kurs lassen es die Teilnehmer aber erst einmal etwas lockerer angehen: Viele haben sich danach für die Standardtänze entschieden, einige aber auch für Tai Chi.