Tönisvorst Billys Einsatz auf vier Pfoten
Die Sekundarschule hat einen Schulhund. Der Mischling unterstützt nun die Pädagogen in ihrer täglichen Arbeit.
St. Tönis. 24 kleine Leckereien am ersten Schultag — und die gleich verspeist im Klassenzimmer. Ja wo gibt es denn so was? In der Sekundarschule Tönisvorst. Billy ist der Neuzugang in der 5a. Einer mit besonderen Rechten, Pflichten und einem Gemüt, das ihm gleich Tür und Tor zu den tierverliebten Seelen der Jungen und Mädchen geöffnet hat.
Sie umkreisen den schönen schwarzen Hund, wann immer es der Unterrichtsablauf und Klassenlehrer Christian Rütten erlauben. Dann gibt es von allen Seiten mannigfache Streicheleinheiten für den zweieinhalbjährigen Labrador-Schäferhund-Mischling, die er Schwanz wedelnd zulässt.
Billys Geschirr ist zugleich seine „Uniform“ und seine neue Berufung an den jetzt folgenden Unterrichtsmorgen: der Schulhund als Hilfslehrer.
Vor zweieinhalb Jahren entdeckte Rütten den Hund im Tierheim Kranenburg. Bevor der Pädagoge (Fächer Mathematik, Chemie/Naturwissenschaften) seine Idee, den Vierbeiner offiziell als Schulhund einzuführen, umsetzen konnte, mussten etliche Trainingseinheiten absolviert werden.
Abgeschlossen wurden sie erfolgreich mit der Begleithundeprüfung. „Es wurde erst einmal getestet, ob Billy für die Aufgabe geeignet ist“, sagt Rütten und lobt seinen tierischen Familienzuwachs: „Billy ist tiefenentspannt.“
Später schloss sich eine Schulhundeausbildung an, 60 Stunden als Gespann, Herrchen und Hund. „Hunde sind keine anerkannten Lehrmittel“, sagt Rütten und lacht. Er brauchte grünes Licht für Billys Einsatz auf vier Pfoten im Schulzentrum Corneliusfeld.
Schulleitung, Kollegen und Eltern haben unisono ihr Okay gegeben. Künftig wird bei jedem neu angemeldeten Kind an der Sekundarschule abgefragt, ob es eine Allergie hat. Seit Mittwoch ist Billy als Klassenhund der 5a im Einsatz.
„Wir sind viel ruhiger geworden“, erzählen Tobi, Kira und Sina. „Früher waren wir laut wie eine Autobahn. Aber weil wir gelernt haben, das Billy zehn Mal besser hört als wir, versuchen wir leiser zu sein.“
In der zweiten Stunde am ersten Einsatztag war Matheunterricht. Billy lag auf seiner Decke neben der Tafel, während die Klasse leiser als sonst dem Unterricht folgte. „Der Hund beruhigt die Kinder“, sagt Rütten. Sie kümmerten sich um ihn, übernähmen Verantwortung. Dass die Tornister mit lecker belegten Schulbroten besser geschlossen werden, ist eine Erfahrung, die sich zu anderen gesellt.
Billy soll kein Klassen-, sondern ein Schulhund ein- Andere Lehrer können seine guten Dienste jederzeit abrufen. Rütten: „In den naturwissenschaftlichen Fächern als Anschauungsobjekt beispielsweise. Oder in der Leseförderung. Kinder, die Probleme haben, lesen Billy vor. Er beruhigt sie, denn er lacht nicht.“
Auch ein Schulhund braucht mal Pause vom Trubel: Die legt er im Büro von Annette Stephan ein. Dort steht bereits sein Körbchen. Auch Schulleiter Andreas Kaiser hat seine vier Wände angeboten.
Billy und Christian Rütten gibt es ansonsten nur im Gespann. Der Lehrer weiß genau, wann er seinem Begleiter auf Schritt und Tritt eine Ruhe gönnen sollte. Er liest es an den Ohren ab. Die sind Markenzeichen des genügsamen Vierbeiners, den Rütten liebevoll seinen „Schlabberohr-Mischling“ nennt. Da möchte man gleich wieder nach einem Leckerchen Nummer 25 für Billy kramen.