Willich Bordell-Werbung ärgert die SPD
Die Reklame eines Saunaclubs an der Autobahnauffahrt Münchheide soll weg. Die Stadt sieht dafür aber keine Handhabe.
Willich. Die junge Frau ist spärlich bekleidet. Die Beine hat sie gespreizt, sie kniet nach vorne gebeugt, im Mund hält sie einen Lolli. Diese sexistische Werbung auf einem Auto, das seit geraumer Zeit direkt an der Autobahnabfahrt Münchheide geparkt steht, hat anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März die SPD auf den Plan gerufen. Sie fordert, dass diese Reklame für einen Willicher Saunaclub entfernt wird. Die Stadt Willich sieht dafür allerdings keine Handhabe, erfuhr die WZ.
Das Anrather SPD-Mitglied Hildegard Cattien hat sich an das Ordnungsamt der Stadt Willich gewandt. Die Werbung sei an einem Ort platziert, an dem sie einer hohen Sichtbarkeit durch ein breites Publikum — darunter Schulkinder — ausgesetzt sei, kritisiert sie in einer Presseerklärung der SPD.
„Das geparkte Auto zeigt eine Frau in entwürdigender Pose, die sie neben Werbungen für örtliche Handwerker als Gegenstand und Ware darstellt und eindeutige sexuell orientierte Botschaften aussendet“, so die SPD. Dies sei in einer Gesellschaft, die zum Ziel hat, die Menschlichkeit aller Mitglieder zu achten, nicht tragbar, erklärt Hildegard Cattien.
Untersuchungen hätten gezeigt, dass jede fünfte Frau in Deutschland im Laufe ihres Lebens körperlich sexualisierter Gewalt ausgesetzt sei. In der Werbung in Willich werde die Frau als allzeit verfügbares Sexobjekt dargestellt und ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung verneint.
„Sexistische Werbung ist eine Gefahr für das Selbstbewusstsein von Mädchen und Frauen, da sie suggeriert, dass Selbstwert unmittelbar mit Aussehen und sexueller Verfügbarkeit gekoppelt ist“, erklärt auch Stefanie Gather, Mitglied der SPD Anrath. „Davor müssen wir Kinder und Jugendliche schützen und eine öffentliche Diskussion zum Thema sexualisierte Werbung und Gewalt gegen Frauen fördern.“ Wie Hildegard Cattien ergänzt, erhoffe sie sich eine parteiübergreifende Unterstützung dieses Anliegens in der Stadt Willich.
Nicht zum ersten Mal gibt es Proteste gegen diese Bordell-Werbung. Wie Martin Zinnel, Geschäftsbereichsleiter Einwohner und Ordnung bei der Stadt Willich, auf WZ-Nachfrage berichtet, habe man deshalb in der Vergangenheit schon das Straßenverkehrsamt des Kreises Viersen sowie die Willicher Gleichstellungsbeauftragte eingeschaltet. Das Ergebnis sei ernüchternd gewesen: „Gegen diese Fahrzeuge haben wir keine Handhabe.“
Diverse Saunaclubs nutzten solche Autos, um Reklame für ihre Unternehmen zu machen. Die Bordellwerbung werde von den Betreibern solcher Etablissements ganz gezielt in die Nähe von Autobahnen oder an Lkw-Parkplätzen (am Wochenende) platziert. So lange diese Fahrzeuge ordnungsgemäß angemeldet und geparkt seien, könne man dagegen aber nichts machen, bedauert Zinnel — „auch dann nicht, wenn sie gegen den guten Geschmack verstoßen“.