Brauchtum in Willich: Das Tollste sind die Kostüme
Familie Hänisch fiebert dem Karnevalssamstag entgegen. Warum das so ist, beschreibt Sabine Hänisch, Mutter von Rebekka und Benjamin.
<strong>Willich. Wenn man gemütlich zwischen Adventskranz und Weihnachtsbaum sitzt und stundenlang Karnevalskostüme bastelt, kann das eigentlich nur eins bedeuten: Man hat ein Kind an der Grundschule im Mühlenfeld, diese macht wieder ihren Umzug durch Willich - und die Session ist sehr kurz. Schon am 2. Februar, also wie immer am Karnevalssamstag, ziehen wir mit der 2b unserer Tochter Rebekka und den elf anderen Klassen der Schule durch die Straßen von Alt-Willich und feiern anschließend auf dem Schulgelände weiter. Wir sind ja eigentlich "alte Hasen", schließlich waren wir durch Rebekkas älteren Bruder Benjamin schon zweimal mit von der Partie. Doch beim Blick auf den Kalender bekommt man doch leicht hektische Flecken, denn es gibt so viel zu tun: Kostüme basteln, Wurfmaterial besorgen, Bagagewagen heranschaffen, den Verpflegungsstand fürs jecke Treiben auf dem Schulhof organisieren und an tausend Kleinigkeiten denken, die fürs Gelingen aber wichtig sind. Das klappt nur, wenn viele mithelfen, und zum Glück blieb beim Kostüm-Bastelabend kaum ein Platz in der Klasse frei. Überhaupt, das Kostüm - für mich wieder ein wunderbares Beispiel für das, was diesen Schulzug auszeichnet, denn alle können mitmachen: Unsere Verkleidung ist preiswert, nicht übermäßig zeitaufwändig und ohne den Besitz besonderer Fertigkeiten herzustellen. Und ich bin überzeugt, wenn wir als 70 Personen starke Schornsteinfeger-Gruppe mit unserer schwarzen Kleidung und den leuchtend bunten Glückssymbolen auftauchen, wird es gut wirken. Denn eins ist sicher: Wenn es am Karnevalssamstag um 11.11 Uhr losgeht, sind aller Stress und alle Hektik vergessen. Dann macht es einfach nur noch Spaß, den fröhlichen Menschen am Zugweg zuzuwinken, tolle Kostüme zu bewundern, bekannte Gesichter auszumachen und die leuchtenden Kinderaugen zu sehen - und zwar nicht nur am Straßenrand. Denn das Mitmachen im Zug, das fröhliche "Helau"-Rufen, das Kamelle-Werfen oder das Verteilen besonderer Schätzchen aus dem Wurfmaterial-Fundus ist ein Erlebnis, das lange wirkt. Rebekka jedenfalls kann es kaum abwarten, bis es endlich losgeht. Und sie ist schwer enttäuscht, dass ihr Schulzug nicht jedes Jahr stattfindet - das ist allerdings eine Vorstellung, bei der Eltern und Lehrerinnen der Schweiß ausbricht. Darum hat man gerade beschlossen, den Zug nicht mehr alle zwei, sondern nur noch alle vier Jahre zu veranstalten - so ist garantiert, dass ihn jedes Kind in seiner Grundschulzeit einmal erlebt. Für uns als Familie ist es diesmal also definitiv der letzte Mühlenfeld-Zug - und wir wollen ihn noch einmal richtig genießen. Jecke Welt
Tradition Karneval hat an der Schule im Mühlenfeld Tradition: Den Umzug unter dem Motto "Jecke Welt im Mühlenfeld" gibt es seit 1984 alle zwei Jahre.
Teilnehmer Beteiligt sind diesmal rund 300 Schüler sowie Eltern, Geschwister und Lehrer.