Feuertod: Retter in falscher Stadt
Staatsanwaltschaft prüft, ob eine 65-Jährige noch leben könnte.
<strong>Tönisvorst. Wäre der Tod einer Frau (65) zu verhindern gewesen, wenn die Feuerwehr nicht zunächst in eine falsche Stadt gefahren wäre? Diese Frage beschäftigt die Staatsanwaltschaft Krefeld im Hinblick auf einen Brand in Tönisvorst am Sonntagabend. Die Leitstelle der Kreis-Feuerwehr hatte zunächst einen Löschzug nach Viersen geschickt. Erst als die Einsatzkräfte in der angegebenen Straße keinen Brand finden konnten, stellte sich heraus, dass das Feuer in einer gleichnamigen Straße in Tönisvorst ausgebrochen war.
Der Notruf kam über ein Handy. Das machte es dem zuständigen Feuerwehrbeamten unmöglich, zu erkennen, wo sich der Anrufer befand . Normalerweise muss der Feuerwehrmann dann nachfragen. Das geschah in diesem Fall nicht, der Beamte war völlig sicher, dass sich die Meldung nur auf die Stadt Viersen beziehen konnte. Der Mann ist seit 18 Jahren bei der Feuerwehr, sitzt allerdings erst drei Monate als so genannter Disponent auf der Leitstelle.
Durch die Panne entstand eine Verzögerung von acht Minuten, wie Staatsanwalt Hans-Dieter Menden gestern bestätigte. Sollten die Ermittlungen der Brandsachverständigen oder der Pathologen ergeben, dass die Frau hätte gerettet werden können, muss der Feuerwehrmann, der den Notruf entgegengenommen hatte, mit einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung rechnen. Heute wird der Leichnam in Duisburg obduziert.
Nach der Einschätzung des Tönisvorster Einsatzleiters Hermann Snellen war der Tod der Frau nicht zu verhindern. Aber: "Jeder Brand entwickelt sich anders." Als "Verkettung unglücklicher Umstände" bezeichnete der Sprecher des Kreises Viersen, Kaspar Müller-Bringmann, das Geschehen. Man wolle nun die Computer-Software optimieren.
Die tote Frau hinterlässt drei erwachsene Kinder und ihren Mann, der eine schwere Rauchvergiftung erlitt. Er war durch das mutige Eingreifen von Anwohnern gerettet worden. Diese hatten es geschafft, den leblosen Mann bis in den Hausflur zu zerren. Dort fanden ihn die Feuerwehrleute bereits wenige Sekunden, nachdem sie das Haus betreten hatten. Die Einsatzkräfte fanden auch die Frau. Hier kam aber jede Hilfe zu spät.
Zur Brandursache war bereits am Montag erklärt worden, ein technischer Defekt sei so gut wie ausgeschlossen. Möglicherweise war eine brennende Kerze der Auslöser für das Unglück.