Industrie-Park Neue Perspektiven im Mays-Werk
St. Tönis · Wenn Ankermieter zustimmt, will Familie van der Kooi ihren Businesspark um 7000 sanierte Quadratmeter vergrößern.
„Und hier ist unser Entwicklungspotenzial“, sagt Stephan van der Kooi. Er hebt die Hand und zeigt in einem Halbkreis von links nach rechts auf eine Reihe alter Hallen mit Schettdächern. Hinter ihren Schotten ist aktuell keine Betriebsamkeit. Es sind Industrie-Fassaden mit verschlossenen Toren, angesetzten Treppenaufgängen und Metallleitern. 7000 zu sanierende, zu entwickelnde und später vermietbare Quadratmeter Innenstadt-nah in St. Tönis. Sie befinden sich im hinteren Teil des Businessparks „Mays-Werk“.
Vorne, zum Maysweg hin, ist die Belebung im Dreiklang von „Arbeiten, Freizeit und Lifestyle“ auf dem ehemaligen Kress-Fabrikgelände bereits aufgegangen. Um das Oriental Garden Restaurant herum wird vermietet, ausgestellt und produziert.
Von den insgesamt 25.000 Quadratmetern, die van den Kooi-Immobilien auf dem mehr als doppelt so großen Areal vermarkten, sind 18.000 „gut vermietet“.
Die bisher unberührten Flächen und Gebäude auf dem Gelände könnten bald aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Stephan van den Kooi sitzt in den Startlöchern. Ein potenzieller Ankermieter, ein „regionaler Familienbetrieb im Bereich Freizeit“, habe ein konkretes Mietangebot für 500 bis 600 Quadratmeter vorliegen. Sobald vom Interessenten ein Ja komme, will van der Kooi „schnell loslegen. Wir betrachten das dann als Initialzündung für den Bereich“. An Handwerksbetriebe komme er zügig heran. „Wir müssen dann nur noch die Genehmigung abwarten. Aber ein Start in 2019 ist mein Plan.“
Der Bauherr denkt daran, die Parkfläche zwischen den U-förmig angebauten Hallen anzuschütten und die Zufahrt in die Hallen von einem Hochplateau aus möglich zu machen. Die Keller will er zugänglich halten. Aber diese Flächen ebenfalls zur Vermietung freizugeben, ist zurzeit kein Thema.
2011 hat Bauingenieur Stephan van der Kooi den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen. Als Kempener fühlen sie sich der Region Niederrhein beruflich und privat verbunden. „Wir investieren langfristig, halten alles in Familienbesitz“, sagt van der Kooi. Er mag Projekte in Kleinstädten. „Hier kenne ich jeden.“ 25 Mieter sind es beispielsweise in St. Tönis. „Auch als Bauleiter kann ich schnell und regelmäßig vor Ort sein.“ Wie an diesem Morgen, an dem er zum ersten Mal den bereits um etliche Meter gestutzten Schornstein, der zum Tönisvorster Faserveredelungs-Werk FVT gehört, in Augenschein nimmt.
In etwa 30 Metern Höhe stehen drei Arbeiter auf einem Podest-Kranz. Sie werfen Mauerteile durch den Schlund des Kamins nach unten. Oben und unten staubt es aus den Öffnungen. Van der Kooi nutzt die zweiwöchigen Betriebsferien von FVT, um den Schornstein von 54,5 Meter auf 19,90 Meter kürzen zu lassen.
„Die noch für die Kohlebefeuerung ausgelegte Höhe des Schornsteins wird bei der seit langem betriebenen Gasturbine nicht mehr benötigt. Diese wesentlich effizientere Turbine erzeugt auch weniger Abwärme, wodurch die Abgase in dem alten Kamin zu sehr vor dem Austritt an der Spitze abkühlten und hierdurch das Mauerwerk versotteten, was die jetzige Sanierung erforderlich machte.“
Es geht außerdem um die Reduzierung der Fixkosten, die eine jährliche Zustandsbegehung des Schornsteins notwendig machte. Van der Kooi investiert in die Kürzung und Sanierung des Turms 100.000 Euro. Die Firma FVT wird den neuen Edelstahlkamin in den Schornstein einziehen lassen.
Auf dem St. Töniser Gelände sind Konzerne, die national und international agieren. Haustechnik Collin beispielsweise und ab August der Baumaschinenhersteller XCMG, der seine Europazentrale in Krefeld-Fichtenhain hat und ein Import- und Ersatzteillager im Mays-Werk aufbaut. Van der Kooi: „Wir haben dem Unternehmen auch Perspektiv-Flächen für Wachstumsmöglichkeiten in Aussicht gestellt.“ Die Krefelder haben einen Fünf-Jahres-Mietvertrag.
Die Entwicklung des Businessparks Mays-Werk in St. Tönis ist Stephan van der Koois erstes als Betriebschef koordiniertes Projekt. 2003 hatte sein Vater das benachbarte Grundstück der alten Kammfabrik erworben, 2011 kam das Kress-Gelände dazu. Das stand zuvor einige Jahre unter Konkursverwaltung.
Bauingenieur van der Kooi hatte sich in der Sparte Fußball-Stadienbau einen Namen gemacht. Seine Abschlussarbeit als Bauingenieur-Student in Aachen widmete er dem Stadion des 1. FC Köln. Später baute er den Tivoli in Aachen. Er hätte das Stadion für Freiburg bauen können. Doch er stieg – wie geplant – ins Familienunternehmen ein. „Ich bin ein bodenständiger Typ.“
Er mag den Industrie-Charme im Mays-Werk, das er wie einen Stadtteil betrachtet. Das will er bewahren, als würde es unter Denkmalschutz stehen. Auch wenn der Schornstein als markantes Bauwerk Ziegel lassen muss.