Die Lust am Lesen wecken

Über 30 Lesepaten beteiligen sich an einem Projekt der Tönisvorster Stadtbücherei.

Tönisvorst. Die Lesepaten sind fast ausschließlich weiblich: 39 Personen hatten sich angemeldet, 32 sind zum ersten Treffen gekommen. Im Ratsaal in St. Tönis lassen sie sich von Carmen Alonso, Leiterin der Stadtbibliothek, über das neue Projekt informieren. Dessen Ziel ist es, bei Schülern und Kindergartenkindern die Lust am Lesen zu wecken.

Seit der Pisa-Studie ist bekannt: Deutsche Schüler haben im internationalen Vergleich eine unterdurchschnittliche Lesekompetenz. Texte können fächerübergreifend nicht richtig gelesen und verstanden werden. Für die 32 Freiwilligen, die im Ratssaal sitzen, steht aber fest: Lesen ist das A und O der Bildung.

Die kleine Tönisvorster Bücherei mit 27 000 Medieneinheiten hat schon seit längerer Zeit eine Veranstaltungsreihe mit Kindern etabliert. Unregelmäßig, meist nachmittags um 15 Uhr, finden sich die Kinder im Keller des alten Rathauses, in dem die Bibliothek untergebracht ist, ein und lassen sich vorlesen.

„Wir würden das gerne öfter anbieten“, sagt Carmen Alonso, denn die Nachmittage für maximal 20 Kinder sind schnell ausgebucht. „Aber wir sind nur drei Mitarbeiter.“ Sie erhofft sich von den Lesepaten — 31 Frauen und ein Mann — Unterstützung, damit noch mehr Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren durch Vorlesen zum eigenen Lesen animiert werden.

„Wir könnten uns auch vorstellen, dass Sie in Kindertagesstätten lesen“, sagt Alonso an die Adresse der Paten. Gleichzeitig stellt sie ein kostenloses Seminar in Aussicht, das rund einen halben Tag dauert. Es kann die Vorleserinnen und Vorleser noch ein bisschen professioneller machen. Auf einem Datenbogen können sie angeben, an welchen Wochentagen und zu welchen Zeiten sie zur Verfügung stehen. Daraus will Alonso einen Einsatz-Plan entwickeln. Im ersten Quartal 2012 soll es losgehen.

Fast alle Teilnehmer haben bereits vorgelesen, überwiegend den eigenen Kindern und Enkeln, die mittlerweile aber zu groß dafür sind. „Jetzt ist niemand mehr da, dem ich vorlesen kann“, sagt eine Dame bedauernd.

Annemarie Rowell ist 2007 aus Osnabrück nach St. Tönis gezogen. „Ich fand es dann so hektisch und eng in NRW“, sagt sie. In der Bibliothek fand sie einen Ruhepol, wo sie sich wohlfühlt. „Das möchte ich gern wieder zurückgeben und viele Menschen hierher locken.“