Pfarrer Rolf Klein: „Weihnachten wird im Herzen entschieden“

Pfarrer Rolf Klein gibt Hinweise zu einem Fest ohne den großen Rummel.

Willich. „Weihnachten wird unterm Baum entschieden.“ Der aktuelle Werbeslogan einer großen Elektronik-Kette bringt den Zeitgeist auf den Punkt: Das Fest zur Geburt von Jesus Christus scheint zu einer gigantischen Kommerz-Schlacht verkommen zu sein. Die Ursprünge, ja der ganze Sinn dieses Festes sind allenfalls noch beim pflichtgemäßen Kirchgang an Heiligabend zu spüren. Rolf Klein, Pfarrer der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde, freut sich auf jeden Besucher: „Denn jede Begegnung mit Menschen ist eine Chance.“ Vorwürfe werde von ihm keiner hören.

Klein, der erst kürzlich sein 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert hat, ist gleichwohl als Mann bekannt, der Klartext redet. Er sagt daher ganz offen: „Ich finde es traurig, wenn Weihnachten nur noch auf das neue i-Pad reduziert wird.“ Weihnachten werde im Herzen entschieden, nicht unter dem Tannenbaum.

Für den ausgebildeten Notfallseelsorger ist es kein Zufall, dass ausgerechnet an den Feiertagen die Telefonseelsorge Überstunden machen muss. „Das Greifen nach dem Konsum zeigt: Den Menschen fehlt etwas.“ Wo es keinen Inhalt gebe, gehe es nur noch um Äußerlichkeiten.

Bei vielen sei aber die Sehnsucht groß nach etwas, das dem Leben einen tiefen Sinn gibt. Für den Willicher Pfarrer heißt dieser tiefe Sinn Jesus Christus. Dessen ganzes Leben sei ein radikaler Gegenentwurf: Unbeobachtet, ohne Rummel sei er auf die Welt gekommen.

Nicht die Mächtigen seiner Zeit, sondern die Ausgestoßenen seien seine Freunde gewesen. Geradlinig habe sein Weg von der Krippe zum Kreuz geführt. Und mit seinem Tod habe er gezeigt: Es gibt keinen Abstand zwischen dem leidenden Gott und dem leidenden Menschen.

Schwere Kost — die Pfarrer Klein aber in kleinen Portionen serviert. Denn er weiß: „Die Menschen wollen keine Lehrsätze — zumal die oft genug mit Doppel-E geschrieben werden.“ Der 55-Jährige gibt daher eher kleine Hinweise, wie Advent und Weihnachten abseits von Rummel und Konsum gestaltet werden könnten.

„Wer immer Buttercremetorte isst, weiß gar nicht mehr, wie Buttercremetorte schmeckt.“ Diesen Satz von Hanns Dieter Hüsch hebt der Hobby-Kabarettist besonders hervor. Denn es mache die Dinge reicher, wenn sie rarer seien. Die ersten Weihnachtssüßigkeiten gibt es im Hause Klein folglich erst an St. Martin — aber nur zum Vorkosten.

Wichtig sind dem Geistlichen auch Ruhepole in diesen hektischen Tagen. Mit seinen Adventsandachten bietet er sie an.

Deko und brennende Kerzen finden sich auch im Pfarrhaus. Sie sollen stimmig auf das große Fest vorbereiten. Und an Heiligabend gibt es auch bei der Familie Klein ein traditionelles Essen (Hasenrückenfilet) und kleine Geschenke. „Ich bekomme immer ein ganz besonders Buch.“ Darauf freut er sich schon heute.