Die Nester gleich mit gefällt
An der Doomer Straße wurden gesunde Bäume abgeholzt. Anwohner sind schockiert: Sie sehen einen Gesetzesverstoß.
Anrath. Nicht nur beim Ehepaar Renate und Fritz Kreuzwald ist das Entsetzen ist groß. Die halbe Nachbarschaft der Doomer Straße in Anrath steht auf der Straße und verfolgt mit großen Augen, wie zwei Tannen und zwei Birken von einer Fachfirma am Häuserblock 2 bis 6 gefällt werden.
„Es ist Brutzeit und in dem von mir in den Bäumen aufgehängten Nistkasten brüten Vögel. Doch das interessiert hier anscheinend keinen“, empört sich Fritz Kreuzwald. Die Bäume stehen seit 50 Jahren zwischen den Häusern und einer Reihe von Garagen, die später gebaut wurden. Und wegen dieser Garagen mussten die Bäume jetzt fallen, sagt er.
„Wir sind vom Garagen-Eigentümer darauf aufmerksam gemacht worden, dass Laub und Nadeln auf die Garagendächer fallen und die Dachrinnen verstopfen würden“, bestätigt Peter Bauland, Pressesprecher der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (GWG) für den Kreis Viersen. „Da die Bäume auf dem Gelände der GWG stehen, hat diese beschlossen, die Bäume fällen zu lassen. In Willich gibt es keine Baumschutzsatzung, so dass wir fällen konnten.“
Allerdings gibt es das sogenannte Bundesnaturschutzgesetz, das Fällungen und starke Rückschnitte ab dem 1. März aufgrund des Vogelschutzes verbietet. Von einer Ausnahmegenehmigung durch die Untere Landschaftsbehörde des Kreises Viersen, die in Ausnahmefällen wie akuter Gefährdung der Verkehrssicherheit Fällungen genehmigen kann, war dem Pressesprecher nichts bekannt. Von der Unteren Landschaftsbehörde selbst erfolgte noch keine Stellungnahme zu der Vorgehensweise.
„Wir wohnen hier seit 35 Jahren, andere Mitbewohner seit 50 Jahren. Wir haben diese Bäume gehegt und gepflegt“, sagt Fritz Kreuzwald. „Die GWG hatte nie Ärger mit den Bäumen. Und nun das. Es war abends herrlich, wenn wir auf dem Balkon gesessen haben und die dort brütenden Vögel beobachten konnten“.
Er ist empört darüber, dass aufgrund von Beschwerden zweier Personen gesunde Bäume gefällt werden. Und das mit der Begründung, dass Laub und Nadeln unzumutbarer Dreck seien, der entfernt werden müsste. Schlimmer noch, die GWG informierte ihre Mieter nicht über die Fällaktion, sagt Kreuzwald. Nur durch Zufall hätten die Mieter davon erfahren.
„Ich habe direkt eine Unterschriftenaktion gestartet. Auf der nicht nur die Mieter der Häuser 2 bis 6 unterschrieben, sondern auch weitere Anwohner der Doomer Straße. Sie alle sprachen sich gegen eine Fällung aus“, sagt der Anrather.
Er ließ die Unterschriftenliste der GWG mit der Bitte zukommen, das Vorhaben noch einmal zu überdenken. Doch eine Antwort habe er bis heute nicht erhalten. Nur anhand der Baum-stümpfe, die jetzt trostlos da stünden, könnten er und die anderen Anwohner die Antwort der GWG jetzt ablesen.