Willich Die „Spritzen-Ladys“ packen auch mit an
Vor 40 Jahren wurde die Gruppe gegründet, die nur aus Frauen von Feuerwehrmännern besteht.
Willich. „Für uns war die Geselligkeit wichtig und dass sich die Frauen untereinander auch kennen“, sagen Maria Grumbach, Nelly Hasenbeck, Erna Ginters und Marianne Maubach. Vor 40 Jahren gründeten sie deshalb die Gruppe der „Spritzen-Ladys“. Die Frauen kannten sich untereinander nicht wirklich, aber ihrer aller Leben wurde durch einen Aspekt geprägt: Wenn im „Dorf“ — denn damals war Willich noch eine Gemeinde — die Sirene ertönte, dann ließen ihre Ehemänner alles stehen und liegen und fuhren zum Einsatz: Sie alle waren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Willich. Und weil die Männer wöchentlich ihre Übungsabende hatten, dachten sich die Ehefrauen, dass es sinnvoll wäre, sich auch untereinander zu kennen.
Und so organisierten sie Veranstaltungen und Aktionen, um Frauen unterschiedlichen Alters und mit ganz unterschiedlichen Familiensituationen zusammenzubringen. Die vier Gründerinnen waren damals Anfang bis Mitte 30, andere Frauen in der Gruppe waren deutlich älter — aber sie erlebten alle immer wieder eines, erzählt Erna Ginter: „Wenn die Sirene ging, war alles vergessen.“ Und auch die Ehefrauen unterstützten die ehrenamtliche und für den Ehemann oft auch potenziell gefährliche Arbeit, um die Sicherheit aller Mitbürger zu gewährleisten: Sie halfen beim Umziehen, öffneten das Hoftor, um die Abfahrt zu beschleunigen oder fuhren die Männer zum Gerätehaus — und dann blieb ihnen nur eins: Warten, bis der Einsatz beendet war und sie erfuhren, wie alles gelaufen war.
Der freiwillige Einsatz der Männer war für die Frauen durchaus eine zwiespältige Sache, erzählt Maria Grumbach: „Wir waren mit Herzblut dabei und wussten zu schätzen, was unsere Männer taten.“ Andererseits war allen aber auch bewusst, dass der Kampf gegen das Feuer, gegen Unwetter oder bei anderen Einsätzen nicht ungefährlich war: „Wenn zum Beispiel Glatteis war und das Löschwasser gefror. Wir mussten abwarten mit unseren Sorgen, bis die Männer wieder zu Hause waren.“ Daher sei die Frauengruppe auch eine Erleichterung gewesen, dass die Einzelne nicht allein mit ihren Sorgen war.
Trotz der Ängste war die Akzeptanz ganz klar: Erna Ginters erinnert sich — heute lächelnd — an die erste Zeit als jung verheiratete Frau: Sie und ihr Mann, Hauptbrandmeister Heinz Ginters, hätten samstags geheiratet — vom Übungsabend am folgenden Montag kam er am frühen Dienstag zurück. Sie sei darüber verärgert gewesen, aber ihr Mann habe nur gesagt: „Liebe Erna, Du hast mich geheiratet und ich bin Feuerwehrmann. Daran musst Du Dich gewöhnen.“
Die Spritzen-Ladys organisierten jährlich eine Tagestour, und es gab ein Mütter-Café. Mittlerweile ist die vierte Partnerinnen-Generation im Organisationsteam der „Spritzen-Ladys“ — mit Alicia Just, Tanja Wrazidlo und Nicky Küsters. Die Gruppe besteht aus 68 Frauen — und die Situation ist noch die gleiche, schildert Nicky Küsters: „Wir sind uns untereinander eigentlich ja fremd und zwangsweise zusammen gewürfelt, aber wir haben Spaß miteinander, das ist wichtig.“
Und wie vor 40 Jahren ist bei einem Einsatz auch die Sorge um den Partner da — aber eine Situation sei neu, meinen die drei: „Es ist bedrückend, dass die Feuerwehrleute oder andere Rettungskräfte bei Einsätzen angefeindet werden. Das sind Menschen, die sich für andere in Gefahr bringen.“