„Dorfkern darf kein Ort der Stille werden“
Rund 150 Menschen kämpften im Regen für den Erhalt des Wahlefeldsaals.
Neersen. Sie dauerte keine halbe Stunde, die Protestkundgebung zum Erhalt des Wahlefeldsaales als Ort der Kommunikation und des Brauchtums gestern Nachmittag. Während Jürgen Leipertz seine Rede verlas, hielt ihm der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft „Schlossgeister“, Detlef Nicola, den Schirm auf. Es wird wohl mit am Regen gelegen haben, dass nur rund 150 Menschen zu der Protestaktion gekommen waren und ihr Anliegen mit lauten Pfiffen untermauerten.
Kostoula Piernicki von der rund 400 Mitglieder starken Gemeinschaft „Hilfe für den Wahlefeldsaal“ war mit der Resonanz dennoch zufrieden. Weitere Aktionen würden kurzfristig angekündigt werden.
Die Beschwerdeführerin hatte die Jalousien runtergelassen. Ekelig: Über die Windschutzscheibe eines auf ihrem Grundstück geparkten Polo hatten Unbekannte eine Tüte mit Matsch entleert.
Die Kundgebung verlief in geordneten Bahnen. Leipertz nahm kein Blatt vor den Mund. Das Gutachten, so stellte er fest, sage nichts aus über eine fünf Meter hohe Mauer, wie sie nach Interpretation des Anwalts der Klägerin erforderlich sei. Etliche Teilnehmer hatten Trillerpfeifen und Plakate mitgebracht mit Aufschriften wie „Wir wollen ,in Ruhe’ im Wahlefeldsaal feiern“.
Leipertz erklärte, die Umgestaltung des Minoritenplatzes sei herausgeworfenes Geld, wenn der Wahlefeldsaal nicht mehr genutzt werden dürfe: „Dieser Saal gehört mit zur Belebung der Ortsmitte.“ Und er konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen, dass etwa die Stadt Viersen Käufer von entsprechenden Häusern auf mögliche Beeinträchtigungen durc+++h Brauchtum vorher hinweise.
Der Ortskern von Neersen dürfe „kein Ort der Stille werden“, die gebe es später auf der Kirchhofstraße (dort ist der Friedhof) im Übermaß. Und er freute sich, dass die Demonstration genehmigt worden war.
Als nächstes haben die Freunde des Wahlfeldsaales den 26. November im Blick: Dann wird ab 14 Uhr im Düsseldorfer Verwaltungsgericht über die Sache verhandelt. Robert Brintrup, Präsident der Schützen, geht nicht davon aus, dass es dann zu einem Urteil kommt. Rund 30 Neersener haben angekündigt, die Verhandlung vor Ort zu verfolgen. rudi