Ein Hospital hängt am Haken
Für 3,55 Millionen Euro wird das Willicher Krankenhaus in Fertigbauweise erweitert. Schon im Mai ist alles fertig.
Willich. Die Panne kam pünktlich zur Pressekonferenz: Ein parkendes Auto blockierte am Dienstagmorgen trotz aller Verbotsschilder die Zufahrt zur Baustelle am Katharinen-Hospital, der Auflieger mit einem 18,5 Tonnen schweren Modul für den Klinik-Anbau kam gut 45 Minuten nicht weiter. „Auf den Halter kommen saftige Kosten zu“, erklärte Gerd Reifenrath, erkennbar verärgerter Mitarbeiter der Firma ALHO.
Das Unternehmen aus Morsbach (Kreis Gummersbach) liefert ein komplettes Krankenhaus-Gebäude nach Willich. In der Nacht zu Dienstag wurden die ersten Fertigbaumodule, die wie gigantische Legosteine wirken, geliefert. Bereits am Mittwoch sollen die letzten montiert werden. 22 sind es insgesamt, die ein Kran in den ehemaligen Krankenhaus-Garten setzt. Auf zwei Etagen bilden sie eine Bettenstation mit einer Größe von 1.400 Quadratmetern.
Stefan Knöfel, Geschäftsführer des Hauses, schaute sich am Dienstag mit glänzenden Augen auf der Baustelle um. „Schon Ende Mai können hier die ersten Patienten einziehen“, erklärte er erfreut. Wegen des Zeitfaktors habe man sich auch für die Fertigbauweise entschieden: Ein konventioneller Bau hätte rund ein Jahr gedauert und viel Dreck und Lärm verursacht. Nun vergehen von den ersten Vorarbeiten bis zur Fertigstellung nur viereinhalb Monate.
Sechs Mitarbeiter der Firma sind im Moment dabei, die Module millimetergenau zusammenzusetzen. Danach ist das neue Gebäude sofort wetterfest und der Innenausbau kann beginnen. Vieles ist schon vormontiert. So werden die Bäder gefliest angeliefert.
In den kommenden Wochen folgen Estrich- und Putzarbeiten, die Maler werden Ende April den Pinsel schwingen. Wie Thorsten König vom Architekturbüro Sander Hofrichter erläuterte, habe man ein modernes Farbkonzept erarbeitet. „Und nach den Außenputzarbeiten wird man gar nicht mehr erkennen können, dass es sich um einen Fertigbau handelt“, ergänzte König.
Mit dem Neubau, der alles in allem 3,55 Millionen Euro kostet, verfolgen die St. Augustinus-Kliniken als Träger zwei Ziele. „Wir brauchen eine Ausweichmöglichkeit, um nach und nach das alte Hospital-Gebäude sanieren zu können“, sagt Knöfel. Der Standard in dem in den 60er Jahren errichteten Haus ist nämlich nicht mehr zeitgemäß.
Für die Sanierung gibt es bislang aber nur eine Grobplanung. Gleichzeitig will das Katharinen-Hospital einen neuen Schwerpunkt entwickeln: Dementiell veränderte Patienten sollen zukünftig in Willich versorgt werden können. So wird es im Neubau einen Aufenthaltsraum mit Küche geben, in dem gemeinsames Kochen und Beschäftigungstherapie angeboten werden.
Der Anbau wird mit dem Hospital durch zwei verglaste Module verbunden. Der Bau eines neuen Treppenhauses ist nicht erforderlich: „Wir mussten in jedem Geschoss nur ein Drei-Bett-Zimmer aufgeben, um die Verbindung herzustellen“, berichtet Knöfel.
Die Fertigbauweise hat schließlich noch einen weiteren Vorteil: Sollte der Anbau mal nicht mehr benötigt werden, rückt wieder ein Kran an und alles kann ganz schnell wieder abmontiert werden. Es sei denn, es steht mal wieder jemand im Parkverbot.