Fahrradboxen sind nicht sehr effektiv
Die Grünen fordern abschließbare Fahrradstationen. In der Stadt Moers gibt es diese bereits seit dem Jahr 2006. Sie lohnen sich finanziell nicht, werden aber als soziales Projekt genutzt.
St. Tönis. Viele Tönisvorster, die ohne Auto zu ihrem Arbeitsplatz in Krefeld und anderswo pendeln, nehmen ab Wilhelmsplatz die Straßenbahn nach Krefeld. Viele nehmen dorthin das Fahrrad und stellen es tagsüber in die überdachten Stellplätze. Die ganze Anlage macht einen etwas heruntergekommenen, nicht sehr gepflegten Eindruck. Mit ihrem Antrag, den die Grünen jetzt im Umwelt- und Verkehrsausschuss stellen, geht es ihnen um etwas Anderes: um mehr Sicherheit. Immer wieder komme es trotz erhöhter Aufmerksamkeit des Kommunalen Ordnungsdienstes zu Beschädigungen und Diebstählen von dort abgestellten Fahrrädern.
Wie die Grünen von betroffenen Bürgern erfahren haben, seien besonders die frühen Morgen- und Abendstunden betroffen. Deshalb fordern die Grünen, für den Wilhelmsplatz abschließbare Fahrradboxen anzuschaffen oder gleich eine Radstation zu errichten. In ihrem Antrag favorisieren die Grünen eine von innen videoüberwachte und nur mit Code zugängliche Radstation, die ohne Personalkosten betrieben werden könne.
Eine Stadt, die lange Jahre Erfahrungen mit einer Radstation hat, ist Moers. Bereits 2006 wurde beim Umbau des Bahnhofvorplatzes eine Radstation eröffnet. Der erste Betreiber war die SCI:Moers gGmbH, Gesellschaft für Einrichtungen und Betriebe sozialer Arbeit — ein anerkannter gemeinnütziger Träger und Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Hervorgegangen ist die Gesellschaft aus der Arbeit des Vereins Service Civil International Moers. Bereits nach fünf Jahren kündigte der SCI den Mietvertrag mit der Stadt. Nachdem die Reparaturwerkstatt in der Radstation schon vorher gescheiterte war, rechnete sich auch der Unterstellbetrieb sicht mehr. In den politischen Gremien präsentierte der Betreiber ernüchternde Zahlen: Von den 196 verfügbaren Plätzen seien im Schnitt nur etwa 40 belegt. Mit den Rädern, die an Bäume am Bahnhofsvorplatz außerhalb der Radstation angekettet seien, mache das nicht mehr als 80 Fahrradfahrer, die den Bahnhof regelmäßig mit dem Fahrrad anfahren. Für diese geringe Nutzung lohne sich die Radstation nicht. Die Nutzungsgebühr wurde auf 70 Cent am Tag festgelegt. Dagegen fielen für zwei Beaufsichtigungskräfte, die aus Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit entlohnt wurden, sowie für Miete jährlich 77 000 Euro an — dem ein Erlös von 2400 Euro gegenüberstand.
Doch die Radstation in Moers gibt es trotz aller Negativwerbung heute immer noch. Zum 1. Oktober 2014 kam ein neuer Betreiber ins Spiel, der Verein Moerser Arbeitslosenzentrum, kurz MALZ, hat die Radstation angemietet. Sie haben 40 Stellplätze dauerhaft vermietet und bieten daneben Dienstleistungen rund um das Fahrrad an. „Wir haben vier technisch versierte Kollegen vor Ort. Kleinere Reparaturen und die Messung des Reifendrucks sind kostenlos. Zudem bieten wir für die Radfahrer Hilfe zur Selbsthilfe an und zeigen, wie bestimmte Dinge funktionieren“, erklärte damals Peter Degenhardt, Vorsitzender von MALZ. Der Zugang zu den Stellplätzen erfolgt über Metallmünzen oder Chipkarten. Eine Monatskarte kostet sieben Euro, die Jahreskarte 70 Euro, der tagesweise Zugang nur 70 Cent. hb