Festspiel-Gutachten: „Die Fakten sind lange bekannt“

Hans Kothen bezweifelt die Qualität der Ergebnisse eines Festspiel-Gutachtens.

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Neersen/Willich. Einen fünfstelligen Betrag hat sich die Stadt Willich ein Gutachten zur Organisation der Schlossfestspiele kosten lassen, das im Februar dem Kulturausschuss präsentiert wurde. Ob dieses Geld gut angelegt worden ist, bezweifelt der Vorsitzende des Festspiel-Vereins, Hans Kothen: „Die dort zusammengetragenen Fakten sind schon lange bekannt, etwas Neues habe ich nicht gehört“, beurteilt er im Gespräch mit der WZ die Fleißarbeit der Düsseldorfer Berater-Firma Micus.

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Am Mittwoch wird sich der Vorstand des Festspielvereins erstmals mit dem Gutachten beschäftigen. Warum nicht früher? „Ganz einfach: Wir haben die Untersuchung noch gar nicht in den Händen“, sagt Kothen. Das Ganze werde von Politik und Verwaltung noch „top secret“ behandelt Er selbst kenne bisher nur die Präsentation, die auch im Ausschuss zu sehen war.

Dort hatte Martin Fornefeld, Geschäftsführer des Düsseldorfer Unternehmens, unter anderem erklärt, die Eintrittspreise bei den Festspielen seien zu niedrig und es gebe zu wenig Vorverkaufsstellen. „Er weiß doch gar nicht, wie viele Vorverkaufsstellen wir wirklich haben“, hält Kothen dem entgegen. Und bei den Preisen stoße man aus seiner Sicht an Grenzen. Schließlich wolle man die Fans der Festspiele auch nicht verschrecken.

Ein kostendeckendes Freilichttheater ist aus Sicht des Vereinsvorsitzenden nicht möglich. Deshalb sei es auch in Zukunft wichtig, dass sich die Stadt zu ihrer Bühne bekenne und den jährlichen Zuschuss von aktuell 180 000 Euro garantiere. Daran führe auch dann kein Weg vorbei, wenn man das gesamte Kulturprogramm in eine gemeinnützigen GmbH überführe.

Genau diesen Vorschlag hatte Fornefeld auch im Ausschuss ins Gespräch gebracht. Hans Kothen wehrt sich nicht grundsätzlich dagegen, auch wenn seinem Verein dadurch die Existenzgrundlage entzogen werde. „Ich begrüße alles, das zur Stabilisierung der Festspiele beiträgt“, betont er. Doch die genauen Bedingungen einer gGmbh—Gründung müsse man vorher prüfen und abwägen, welche Vor- und welche Nachteile daraus erwachsen. „Wenn unter dem Strich alles bleibt, wie es ist, dann wäre so eine Veränderung Quatsch.“

Der Gutachter hatte auch festgestellt, dass die Festspiel-Verantwortlichen bislang vieles richtig gemacht haben: Die Kosten sind extrem niedrig, die Tribünen-Auslastung liegt bei rund 80 Prozent, was vergleichbar mit ähnlichen Bühnen ist. Aus diesem Grund hält Hans Kothen auch nichts von dem Fornefeld-Vorschlag, eine größere Tribüne zu bauen, um höhere Einnahmen zu erzielen: „Die Notwendigkeit einer solchen Investition würde ich nur sehen, wenn wir das Haus immer voll hätten.“