Fichten für Fichtenhain
Die LVR-Jugendhilfe hat den neuen Standort in St.Tönis bezogen. Abschied nahm die Leiterin.
Tönisvorst. Marcel (18) und Patrick (19) hatten am Sekt- und Saft-Büffet jede Menge zu tun. Die beiden beteiligen sich im Moment an einer Fördermaßnahme und arbeiten mit anderen im Familien- und Jugendcafé.
Das Café war am Dienstag mit über 200 Menschen voll besetzt. Viele hatten Blumensträuße und persönliche Präsente in den Händen. Es gab gleich zwei Gründe, warum so viele Funktionäre, aber auch Nachbarn gekommen waren: Zum einen wurde der neue Standort der LVR-Jugendhilfeeinrichtung Fichtenhain am St. Töniser Tempelsweg 26 feierlich eingeweiht, zum anderen wurde die langjährige Leiterin Sabine Kaul (61) in die Altersteilzeit verabschiedet.
Nahezu 25 Jahre hatte Sabine Kaul aus der ersten Reihe die Einrichtung geführt. „Fichtenhain war ihr Baby“, sagte LVR-Jugenddezernent Reinhard Elzer. Der Name Fichtenhain bleibt auch bei der neuen Zentrale erhalten.
Dabei gibt es auch einen direkten und noch wachstumsfähigen Bezug: Kurz vor dem offiziellen Teil griffen unter anderem Sabine Kaul, Bürgermeister Thomas Goßen und die kommissarische Leiterin der Jugendhilfe Rheinland, Dr. Ute Projahn, zum Spaten und pflanzten auf einer Wiese vor den Hallen und dem Verwaltungsgebäude drei junge Bäumchen — es handelte sich selbstverständlich um Fichten .
Zur Vorgeschichte: Der LVR hatte schon früh eine fast 10 000 Quadratmeter große Fläche am Tempelweg 26 erworben. Dazu gehören zum einen die Hallen und Verwaltungsräume des früheren dort angesiedelten Unternehmens „Health Care“.
Sie werden benötigt für die sechs Werkbereiche Schreinerei, Schlosserei, Schweißerei, Malerei, mobile Werkstatt und für die Hauswirtschaft. Außerdem wurde von der Stadt das direkt benachbarte Areal für die eigene Gärtnerei gekauft.
Am Dienstag beim Rundgang war alles picobello, wenngleich die Gerätschaften und Materialien für die Schreinerei, Schlosserei und Schweißerei noch nicht da sind. „Im November wird alles hier in der neuen Zentrale sein“, versicherte der Pressesprecher.
Die Investitionssumme für das neue Areal in St. Tönis war beträchtlich: insgesamt 5,34 Millionen Euro, davon allein für Kaufpreis und Grunderwerb 1,57 Millionen.
Unter den Gästen waren viele, die in der weiteren Region in der Jugendarbeit Rang und Namen hat. Auch die Jugendamtsleiter aus Krefeld, Willich, Erkelenz und Viersen waren gekommen. Sabine Kaul war ob des Ansturms ein wenig nervös, offiziell geht sie zum 31. Oktober in den vorzeitigen Ruhestand.
Wofür ist dann mehr Zeit? Spontan fällt Kaul, die in Korschenbroich einen kleinen Bauernhof betreibt, ein: „Ich kann mich dann intensiver um meine Familie und um meine Tiere kümmern, darunter Hund, Katze, Pony und ein Esel.“
Auch einige Unternehmer aus der Nachbarschaft gratulierten. Und Sabine Kaul hatte noch einen letzten beruflichen Wunsch: „Dass die Firmen den einen oder anderen Praktikumsplatz anbieten, unsere jungen Menschen dadurch kennenlernen und ihnen vielleicht später eine Ausbildung ermöglichen.“