Fleur Stoecklin Ausstellung: Ein VIP-Teppich aus 90 Besen
Skulpturen von Fleur Stoecklin werden im Schloss Neersen präsentiert.
Neersen. Die Shi-Chi-Schirme passen von der Höhe her gerade so eben in die Motte von Schloss Neersen, der rote VIP-Teppich besteht aus 90 borstigen Besen und lädt nur auf den allerersten Blick zum Betreten ein: Keine Frage, die aktuelle Ausstellung im Neersener Schloss hält für den Besucher Überraschendes bereit.
Erstaunlich, dass diese immense Vielfalt von Skulpturen von einer Künstlerin stammt: Fleur Stoecklin zeigt eine Auswahl ihrer Arbeiten von 2004 bis 2011.
Die 34-jährige Schweizerin, die sieben Jahre lang an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, packt in ihre Exponate gerne eine große Portion Ironie. Und ihre Figuren wirken zum Teil nicht nur wie erstarrte Bewegungen.
Der Betrachter muss sich ihre Form auch von allen Seiten „erarbeiten“. Die Krake Paul ist ein augenzwinkernder Rückblick auf den Orakel-Spaß bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft. Die Skulptur wurde aus Gips gearbeitet, Fleur Stoecklin verlieh ihr eine transparente Haut aus Schellack.
Die organischen Formen sind auch bei einigen anderen Skulpturen tonangebend. „Victoria“ erinnert an eine überdimensionierte Knospe. Sie wurde aus Küchenpapier gefertigt, was ihr jedoch nicht anzusehen ist.
Fleur Stoecklin, die in Düsseldorf bei den Professoren Irmin Kamp und Richard Deacon studierte, zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung, dass sie den Umgang mit den unterschiedlichen Materialien beherrscht.
Die Düsseldorfer Kunsthistorikerin Anke Volkmer ging in ihrer Einführungsrede auf jede der Arbeiten ein. Bei „Flutsch“ fühlt sie sich zunächst an eine Tierkeule erinnert, es könnte aber auch etwas sein zwischen Fötus und Phallus: „Die Mehrdeutigkeit der Formen und die assoziative Dimension machen den formalen und inhaltlichen Rhythmus und damit den besonderen Reiz ihrer Arbeit aus.“
Die „Eistüte“ ist eine Kombination von geometrischer Abstraktion mit organischer Sinnlichkeit.
Fleur Stoecklin greift bei ihren jüngsten Werken gerne auf mehrere Materialien zurück. Gerne haucht sie Fundstücken durch ihre außergewöhnlichen Kompositionen ein neues, völlig unerwartetes Leben ein.
Das Organische, Reduzierte lässt sie dabei ein gutes Stück hinter sich. Ihre „Goldwitwe“ beispielsweise besteht unter anderem aus einem vorgefundenen Lampenschirm und Strapsen. Meistens verzichtet die Künstlerin darauf, ihre Exponate auf einem Sockel zu präsentieren. Das würde der Integration in das räumliche Gefüge entgegenwirken.